Waldläufer

In den letzten Tagen hatte es mehr als genug geregnet. Die Wege aufgeweicht, selbst der Waldboden konnte das Wasserangebot in dem Maße nicht aufnehmen. 
In diesem Matsch noch Spuren zu finden erschien aussichtslos oder man mußte über ein ausgesprochenes Können verfügen. Für den Mann, der sich unauffällig durch den Wald bewegte, stellte dies kein Problem dar. Scharfe Augen und ein wacher Verstand begleiteten ihn. Kleinste Veränderungen, wie ein angeknackster Zweig entgingen ihm nicht. 
Spuren eines Wolfes, eines Einzelgängers, gab es zu verfolgen, denn dieser hatte etliche Schafe gerissen. Tiere die für den Broterwerb der Dorfbewohner Lebensnotwendig waren. 
Plötzlich ein Knacken … sofort war ein Pfeil aufgelegt und der Bogen gespannt. Auch in dessen Handhabung konnte man ihn als Meister bezeichnen, die Bogenwettbewerbe hatte er schon seit Jahren immer für sich entscheiden können. Frühzeitig musste er erkennen, dass man ohne eine Waffe in der Wildnis dem Tod ausgeliefert. 
Doch nicht einmal dies reichte, was ihm nach einer schweren Armverletzung klar wurde. Mit einem Bären war er aneinander geraten, zwar hatte er gesiegt doch die Verletzung wollte auch nach Tagen nicht heilen. Am Ende erinnerte er sich an Heilpflanzen die ihm seine Oma als Kind auf die stetig aufgeschürften Knie gelegt. 
Das Lernen der Heilpflanzen, nach Aussehen, Standort und Wirkung nahm dann auch viel Zeit in Anspruch, allerdings war es unabdingbar um in der Wildnis überleben zu können.
Aufatmen … ein Hirsch mit einem eindrucksvollen Geweih trat auf die Lichtung. Nicht mehr so oft konnte man noch so ein Tier sehen, denn sie waren beliebte Jagdbeute für die Dörfler. 
Staunend stand der Mann unter einer Tanne, ja es gab in der Natur nicht nur Gefahren sondern auch Wunder zu erleben. 
Leise wandte er sich ab und folgte den Wolfsspuren …

Auftreten

Man weiß, dass die Wälder der Länder gefährlich sind. Nebst dem einfachen Banditen gesellen sich Wölfe, Bären und Wildkatzen aller Arten zu den gefährlichsten Feinden des normalen Reisenden in den Wäldern. Dennoch: egal welchen Raubtieren und Bestien man begegnet, der gefährlichste Jäger von allen ist der Waldläufer. Ausgestattet mit beinahe übermenschlichen Sinnen, nimmt er seine Umgebung wahr, kennt das Land besser als jeder andere und vor allem auch die Bewohner der Länder. Er versteht sich meisterhaft in der Kunst sich leise durch das Unterholz zu bewegen, Tiere zu seinen Gefährten zu erwählen und ist tödlich im Umgang mit seinem Bogen.
Seinem wettergegerbtem Gesicht und seinen schlichten Lederkleidern sieht man das Leben in der Wildnis an. Bewaffnet mit Messer, Köcher und eindeutig selbst geschnitztem Bogen, trifft man ihn so gut wie nie in den Städten – vor allem auch deshalb, weil er seinen Bogen ungern aus der Hand geben wird und die Gesetze der Städte dies aber meist verlangen würden.
Im Gespräch erkennt man meist den Eigenbrötler, obwohl er keinesfalls wortkarg ist. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, die gerne gute Ratschläge geben oder belehrend sein würden, wenn sie eine derartig gravierende Entscheidung abseits der Zivilisation zu leben getroffen hätten, ist der Waldläufer ein sehr ruhiger Zeitgenosse. Er zeigt sich extrem tolerant und ist nicht davon abhängig Gesellschaft zu haben – allerdings lehnt er sie auch nicht ab. Selten bewertet er Handlungen anderer und schätzt sie nach 'gut' oder 'böse' ab – so etwas gibt es in seinen Augen nicht in der Natur und somit auch nicht für ihn selbst. Es ist ihm schlichtweg egal, sofern es ihn nicht direkt berührt, denn er macht sich sehr selten von anderen abhängig.

Werdegang

Wenn der Paladin der Krieger des Lichts ist und der südländische Säbeltänzer der Wächter der Elemente, dann ist der Waldläufer der Krieger des Waldes. Meist beginnt das Leben eines Waldläufers schon von Haus aus in der Natur, selten stammen sie direkt aus den Städten, denn oft ist es zwingend erforderlich schon von Kindheit an die Vertrautheit mit dem Land zu finden. Waldläufer sind teilweise – beim Volk des Kaisers vor allem – legendenbehaftet. Das liegt vor allem daran, dass die wahren Waldläufer kaum in den Ländern des Kaisers gesehen werden. Im Gegenteil sind es nur die Druiden der Nordländer, die überhaupt erst einen Waldläufer noch zu dem machen können, was er ist. Neben gewissen Fertigkeiten mit Bogen und kürzeren Klingen, dem Fährtenlesen, der Kunst des Überlebens in freier Natur und sogar gewissen Schneider- und Bognerfertigkeiten, wird dem wahren Waldläufer von den Druiden das Sprechen mit den wildesten Tieren und die Sprache des Landes gelehrt.
Wahre Waldläufer, die das Land sprechen hören, fühlen sich nach den Prüfungen und Lehren der Druiden in Städten aus Stein nicht mehr wohl. Es ist, als wäre ihre Umgebung tot, als wäre das Land geknebelt und seiner Worte beraubt. In freier Natur jedoch sind sie in der Lage beinahe druidische Naturmagie zu wirken – allerdings nur in sehr geringem Maße verglichen zu den Druiden, die von Kindheit an nichts anderes lernten.
Im Laufe der Jahrhunderte bürgerte es sich ein, dass die meisten Waldläufer nach ihrer Initiierung durch die Druiden zu den Wächtern des Dorfes wurden, das unweit vom Baum des Lebens errichtet war und eigentlich die Ausbildungsstätte eines jeden Druiden darstellt. Heute ist es so, dass jeder Waldläufer zwar den Wald als seine Heimat bezeichnet, aber dennoch jederzeit weiß, dass er in eben jenes Dorf zurückkehren kann, wann er will und so oft er will.

Denken

Ein Waldläufer ist wie schon erwähnt relativ gleichgültig im Hinblick auf Ansichten anderer. Das liegt meist in seinem tiefen Freiheitsdenken begründet, eine Freiheit, die er jedem anderen auch zugesteht. Diese Einstellung zeigt sich sogar gegenüber den fanatischsten Paladinen darin, dass er zwar sowohl andere Kampfweise, Lebensstil als auch Philosophie pflegt, aber dennoch gegebenenfalls gemeinsame Ziele erkennt. Beobachtet man seinen Lebensstil, wird auch klar, dass er von nichts und niemandem wirklich abhängig ist: Viele beherrschen es, ihre Lederrüstungen selbst zu flicken, Pfeile selbst zu schnitzen, der Umgang mit Kräutern ist ihnen nicht fremd und sie wissen um die Schwachstellen der gefährlichsten Bestien, die man in der Wildnis finden wird, bestens Bescheid.

Die nordländischen Waldläufer bilden meist einen Grundstock in den Truppen des Nordens und sind die geborenen Kundschafter im Eis. Die verschneiten Wälder des Nordens kennt niemand so wie sie und es ist fast unmöglich einen Waldläufer in diesen Gefilden abzuschütteln – wodurch durch sie wertvolle Beobachter in Kriegszeiten wurden. Tief im Herzen sind sie Krieger wie die meisten Nordländer, aber auf ihre Weise haben sie für sich selbst erkannt, dass sie Anhänger des druidischen Weges sind, der in den Ländern des Nordens höchsten Stellenwert hat. Somit gehört der Waldläufer einer ähnlichen Elite wie die Axtwirbler an, jedoch einer weitaus friedlicheren und freiheitsliebenderen.

Waldläufer des Kaiserreichs sind selten. So selten, dass man kaum einen Antreffen wird, obwohl die kaiserlichen Truppen jeden Waldläufer für ihre Dienste anwerben wollen würden, da sie deren Wert im Krieg gegen den Norden längst erkannt haben. Lebensart, Wohlstand und Intrigen im Kaiserreich bedeuten jedoch, dass es selten wurde, dass sich Menschen entschließen ein nomadisches Leben in den Wäldern zu führen – außer sie sind auf der Flucht vor dem Gesetz. Selbst wenn all die Vorraussetzungen erfüllt würden, so steht ihnen auf ihrem Weg zum wahren Waldläufer noch ein Leben bei den Druiden bevor und das ist etwas, mit dem sich sehr wenige vom Volk des Kaisers anfreunden können und noch weniger wissen sie überhaupt davon, dass dieses Dorf tatsächlich im abgelegensten Winkel der Länder wahrhaftig existiert.

Waldläufer des Südens könnte man auch für sehr selten halten. In den Wüstenländern gibt es keine Wälder. Dennoch sind es die Elementaristen, die um das nicht all zu weit entfernte Dorf der Druiden bescheid wissen. Da es dem Südländer jedoch im Blut liegt, sein Land zu kennen und ein nomadisches Leben zu führen, liegt es ihm weniger fern, als man annehmen mag, Meister des Überlebens zu werden. Meist sind die Anführer des Südens – Säbeltänzer und selbst Überlebenskünstler - zuweilen skeptisch gegenüber dem Volk des Nordens und des Eises, aber längst haben sie deren Wirken und deren Lebensaufgabe am Baum des Lebens durchschaut. So ist es nicht unüblich, dass sie diejenigen, die mit ganzem Herzen nach dem Leben des Waldläufers streben, freigeben und ihnen gewähren, sich auf die Suche nach den Druiden des Nordens zu begeben, um dort ihre Ausbildung zu erfahren. Dies begründet sich in tiefem Respekt vor dem Stammesgefährten, der seinen Weg folgen will und davor, dass sie das ohnehin harte Leben in der Wüste nicht auch noch wegen Verweigerung der Verwirklichung eigener Träume härter machen wollen würden.

Technik

Siehe Skills und Fähigkeiten der Waldläufer im Wiki.

[OOC: Wie im Text oben erwähnt: ein Waldläufer steht fast auf gleicher Stufe, wie andere Sonderklassen des Kriegers – egal ob Paladin, Todeskrieger, Säbeltänzer oder Axtwirbler. Er ist auf den Bogenkampf spezialisiert, aber verfügt über eine breite Palette von Fähigkeiten, von Alchemie, über Bognerei bis zu Grundkenntnissen in Lederverarbeitung – aber auch das Zähmen von Tieren beherrschen Waldläufer recht gut.
Man könnte von einer Allrounder-Klasse sprechen, wenn man dann noch in Betracht zieht, dass er gewisse Naturzauber am Ende auch noch wirken kann. Die Anforderungen an den Spieler sind ähnlich hoch, wie an einen Spieler, der Paladin werden will – im Endeffekt ist der Waldläufer auch sowas, nur dass er eben statt den Priestern den Druiden in gewissem Sinne verpflichtet ist. Aus rplicher Sicht wird es zwar so gehalten, dass er nicht unbedingt gern in Städte gehen wird, aber mehr als dass er sich da Unwohl fühlt, ist nicht gefordert – es ist auch nicht Sinn der Sache aus unserer Sicht, ihm das zu verbieten. Wichtig ist eher die persönliche Entwicklung des Charakters zu einem Krieger des Waldes, einem Jäger und einem Menschen, der wenig Wert auf materielles legt, außer auf die Dinge, die er benötigt. Grundsätzlich muss ein Waldläufer keiner Gesinnung folgen, bis auf die Tatsache, dass er mit den Druiden auskommen muss, sie achtet und nach den Gesetze der Natur lebt.]