Ein kleiner Falter flatterte durch die Dunkelheit der Nacht von einem Ort zu anderem. Der Vollmond schien durch eine Wolke hindurch und das Licht war gerade hell genug, dass der Boden sichtbar war. So flog das kleine Tier von Blume zu Blume, von Baum zu Baum, auf der Suche nach Nahrung und anderen Dingen, mit denen sich ein Falter die liebe lange Nacht beschäftigt. Nach einer Weile kam es zum Rauschen des Meeres und ließ sich auf einem Blatt nieder um zu ruhen und seine Fühler zu putzen. Weiter entfernt, am Ufer des Meeres, saßen zwei große Gestalten und wenn der kleine Falter sehen können, wie wir Menschen es tun, dann hätte er zwei Menschen gesehen, einen Mann und eine Frau. Klänge einer Laute ertönten und wenn das kleine Tier noch das Gehörte hätte verstehen können, dann hätte es folgendes zu der Musik gehört: Das Licht scheint silbern in dunkler Nacht, es ist des Mondes heller Glanz, und umfängt dich mit Leib und Seele ganz, mit all seiner geheimnisvollen Macht. Es führt uns auf dunklen Pfaden, sodass wir uns nie verirren in den schattenhaften Wirren, und bewahrt uns vor finsterem Schaden. Die silberne Umarmung zeigt was wahr, bewahrt die Hoffnung im Herzen, schützt uns vor Schmerzen, auf dass das Dunkle fortbleibt auf immerda. Während das Lied in ruhiger, leiser und sehr klarer Melodie gespielt wurde, schoben sich auch die Wolken vor dem Mond weiter und sein Licht tauchte das Menschenpaar in einen silbernen Glanz, welches noch durch die hellweißen Haare der Frau reflektiert und verstärkt wurde. Nach einer Weile der klar und bedächtig gezupften Töne verklang die Melodie langsam und leise, als würde sie mit dem Mondlicht wieder hinter den Wolken entschwinden. Die beiden Menschen tauschten sich nach einer Weile des Besinnens wieder auf. Ein Buch wechselte vom Mann zu der Frau in einer fast feierlich anmutenden Geste. Das Geschenk annehmend, legte die Frau das Buch behutsam auf ihren Schoß und der Mann erzählte, dass dieses Lied ihres sei, da es durch sie entstand und sie der Mondschein sei. Die Gedanken kamen zu ihm, als er sie traf und festigten sich. Sie lösten sich wieder, als er ihren Bruder traf und er lernte, wie die Freiheit des Geistes und das Chaos die Kreativität förderten. So ordnete er die Gedanken nicht mehr selber und ließ sie sich selber ordnen. Passiv schaute er dabei zu und war fasziniert von den Wegen die sie gingen und welches Bild sie formten. In dieser Nacht wurde es komplettiert. Alle Teile waren beisammen und sein erstes wahres Werk fand seine Vollendung. Er widmete es ihr. Er widmete es dem Mond. Er nannte es Mondschein. Der Falter zitterte kurz und erhob sich in die Lüfte, kurz flog er um die beiden herum, welche auf die Insel schauten, tief in Gedanken versunken, auf denen die wundersamsten Wesen lebten. Irrlichter, Tiere mit seidenem Fell und Feen. Für ihn hatte es keine Bedeutung und er nutzte die Nacht für die Dinge, die ein Falter eben so gerne tut.
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