Scherben der Vergangenheit
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Ein Fuchs unter Wölfen  RSS feed
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Liska


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Beigetreten: 23.06.2015 23:33
Beiträge: 5
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Noch im Gehen zog sie einen grauen Umhang aus ihrer Tasche und wechselte rasch, zog die Kapuze leicht über das fuchsrote Haar und betrat dann nach einigen Schritten die Stadt des Glanzes wieder. Für Liska war es jedes Mal ein eigenartiges Gefühl. Wie ein Kind, das mit der brennenden Kerze spielte. Sie mochte Städte. Da fühlte sie sich nunmal wohl und kam zurecht, aber die Stadt des Glanzes war vor allem mit einem Haufen Ärger verbunden. Doch es war noch früh am Tag - so früh, dass es noch fast dunkel war. Ein schummeriges Zwielicht herrschte überall und die Stadt schien noch zu schlafen. Ein paar müde Wachen waren zugegen, denen sie, abgesehen vom Tor, ganz gut aus dem Weg gehen konnte. Es galt, sich nicht allzu auffällig zu verhalten.

Dann hatte sie ihr Ziel erreicht. Ein eigentümliches Gebäude war es gleichwohl, das Institut von Dengra am Hafen. Aber dieser Tom hatte ihr gesagt, dass sie vielleicht hier fündig werden konnte, wenn sie nach etwas mit Runen suchte. Bedauerlicherweise schien es immer ruhig dort zuzugehen. Einmal hatte sie dort sogar geklopft, aber nichts regte sich. Nun wollte sie das Gemäuer einmal genauer in Augenschein nehmen. Vielleicht gab es eine Möglichkeit, irgendwie reinzukommen? Am hinteren Teil des Gebäudes zog sie sich an einem Sims hoch und lugte dann vorsichtig durch das Fenster. Innen war es dunkel und so strich sie mit einer Hand am Fenster entlang, gerade auf der Suche nach einer Möglichkeit, sich Zugang zu verschaffen, als sie auf einmal an einem Bein gepackt und ruckartig hinabgezerrt wurde.

Nur kurz entließ sie einen Laut des Schreckens - sie wollte doch keine Aufmerksamkeit erregen - und bevor sie sich überhaupt aufrappeln konnte, wurde sie am Hals gepackt und gegen die Hauswand gedrückt. Entsetzt sah sie auf zu der Person, die sie gepackt hatte.
"Verdammtes Fuchsvieh! Wo ist meine Kohle?", schnarrte ihr der Mann zu, blies ihr dabei unweigerlich einen Atem ins Gesicht, der nach einer Mischung aus Schnaps, absterbenden Zähnen und Zwiebeln roch. Die Augen hatte er verengt, doch nur auf dem einen mochte er wohl noch etwas erkennen können - das andere war milchig-weiß verfärbt. Doch trotz des schon arg mitgenommenen Körpers, hatte der Mann, der wohl gute fünfzig Sommer zählen mochte, genug Kraft in den Armen und Händen, um sie zu halten.

Sie wollte was erwidern - die üblichen Geschichten eben, aber bis auf ein Keuchen kam aus ihr nichts hinaus, denn noch immer hielt er sie am Hals gepackt und entsetzt griff sie an seinen sehnigen Arm, verzweifelt ihre Fingernägel in diesen schlagend in der Hoffnung, er möge sie loslassen.
"Du hast nicht mehr viel Zeit. Dann hole ich mir das Geld und sei es, dass ich in deinen Eingeweiden danach suche!"
Damit entließ er sie und keuchend ging sie kurz auf die Knie hinab, doch eine ihrer Hände schnellte an die Innenseite ihrer Stiefel und wollte einen Dolch ziehen.
"Denk nicht mal dran. Du findest mich in der Hafenkneipe. Halt dich ran!"
Damit dreht er sich auch schon um und verließ sie wieder, während sie sich aufrappelte, den Dolch dennoch ziehen und kurz um sich spähend, derweil sie noch nach Luft schnappte.
Ja, das war der Grund, warum ihr diese Stadt Unbehagen verursachte.
Sie hustete noch ein paar Mal vor sich her und schlich sich langsam in Richtung Armenviertel. Ihr war nun wirklich nicht mehr nach Gesellschaft.
Liska


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Beigetreten: 23.06.2015 23:33
Beiträge: 5
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Ein Hahn krähte.
Ein Hahn krähte?
Blinzelnd öffnete Liska die Augen und es dauerte einen Moment, bis sie begriff, wo sie sich befand. Das weiche, saubere Bett war ungewohnt. Oder besser gesagt: sie war es nicht mehr gewohnt.
Rasch fiel es ihr wieder ein und sie drückte sich auf, etwas steif aufgrund des ungewohnten Bettes, und sah durch das Fenster hinaus auf bestellte Felder und grüne Wiesen. Ein angenehmer, idyllischer Anblick und doch lag ihr ein Stein im Magen. Sie hatte etwas zu erledigen.

"10 Silber", höhnte kopfschüttelnd der Mann, der vor ihr in einem gemütlichen Sessel an einem breiten Schreibtisch saß und aus seinem einen, gesunden Auge zu ihr hochstarrte, dann höhnisch grinste. "Und davon muss ich auch noch bedauerlicherweise 5 Silber Bearbeitungsgebühr abziehen."
"Be... was?! Bearbeitungsgebühr? Spinnt ihr?"
Ein drohendes Brummen hinter ihr erinnerte Liska daran, dass sie beide nicht alleine in dem spärlich von Kerzenlicht erhellten Raum saßen. Flüchtig nur sah sie herum zu der hochgewachsenen, breitschultrigen Gestalt an der Tür, der aus einer finsteren, pockennarbigen Miene bedrohlich zu ihr starrte, die starken Armen vor der abgewetzten Lederrüstung verschränkt, eine haarige Hand jedoch kurz knackend zur Faust ballend.
Unzufrieden sah sie erneut zu ihrem Gegenüber - ihr alter Bekannter, der gerade dabei war, auf einem Stück Papier mittels Tinte und einer vergoldeten Feder was zu notieren.
"Natürlich. Das, was du hier um dich herum siehst, sind Kostenfaktoren. Meine Zeit kostet Geld, Kregor kostet Geld, der Schreibtisch, mein Stuhl, das Schreibmaterial, das Papier, ja, der Raum - das kostet alles Geld. Schlepp halt das nächste Mal eine Goldmünze an. Dann fallen die 5 Silber nicht mehr so ins Gewicht. Außerdem ...", einen Moment lang sah er zu ihr auf und deutete mit seinem edlen Schreibgerät auf die Münzen, die sie ihm gegeben hatte, "diese Erbsen hier decken mal gerade die Zinsen ab."
Liska stand nur still da, blasser werdend, als üblich und sah weiterhin ungläubig zu ihrem Gegenüber.
"Zinsen ..."
"Die waren vereinbart und stehen auch so auf dem Wisch, den du unterschrieben hast. Ich bin Geschäftsmann. Ich verleihe mein Geld nicht aus Nächstenliebe", antwortete er ihr barsch und tropfte Siegelwachs auf das Stück Papier, ehe er sein Siegel in das Wachs drückte.
Liska blieb still, nahm mit einer müden Geste den Zettel an, den er ihr reichte. 5 Silber waren abbezahlt. 5 Silber von ... Nein, an die Summe mochte sie schon nicht mehr denken. Es erschien ihr unmöglich. Einen Moment sah sie nur still und zweifelnd auf das Stück Papier in ihren Händen.
"So, jetzt verzieh dich. Wir sind hier keine Herberge!" Rüde wedelte der Geldverleiher mit einer Hand gen Tür und wie von ihm gelenkt drehte sich Liska auch schon um.
Kregor öffnete ihr, ließ sie hinaus und erst sein Klaps auf ihren Po holte sie ins Hier und Jetzt zurück.
"Bei mir kannste auch was verdienen." Dreckig lachte der Türsteher, doch Liska beeilte sich, die Spelunke zu verlassen und schnell von hier fort zu kommen.

***

Das Was und Wer ist bekannt. Das Wo noch nicht ganz sicher. Das Wie daher unsicher. Und doch reicht auch die Summe für das Was von Wer nicht aus, aber wenn er nicht log, haben wir einen gemeinsamen Feind und wenn ich ihn los bin, bin ich alle Sorgen los.
 
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