Scherben der Vergangenheit
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Ravena - Zeit heilt alle Wunden  RSS feed
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Avalea


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Beigetreten: 30.06.2016 14:12
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- Die Reise ist zu Ende –

Als der Tag sich dem Ende neigte und die Dunkelheit sich wie ein schwarzes Tuch über das Land legte, sämtliche Laute des Tagesgeschehens verstummten und nur noch die leisen Geräusche der Nacht zu vernehmen waren, drückte sie sich von dem schon recht verrotteten Baumstamm hoch und schaute Richtung Stadttor, welches nur noch einige Fußlängen vor ihr emporragte.

Jetzt, da es dunkel war, wurden einige Fackeln entzündet und Nachtfalter begannen ihr gefährliches Spiel mit den Flammen, angezogen von dem leicht flackernden Licht, sich nicht bewusst, dass sie sich ihre zarten Flügel wie Pergament verbrennen konnten.

Tief atmete sie ein und aus, drehte ihren verspannten Rücken hin und her und massierte sich den Nacken. Dann griff sie nach ihrem recht mitgenommen zu sein scheinenden Rucksack, hob diesen mit einer schnellen Bewegung empor und schulterte ihn über ihre linke Schulter.
Obwohl er sichtlich leer war, schlug das alte, verwitterte und vergriffene Leder Beulen, die davon zeugten, dass er wohl einmal recht gut gefüllt gewesen sein musste.
Einen Moment verharrte sie noch, setzte dann unsicher einen Fuß vor den anderen und näherte sich der hohen Stadtmauer mit ihrem wie ein großes Maul wirkenden Tor…

Nur wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein,
ungestört der Furcht,
die Nacht entdecken.

Ravena - die nachdenkliche Schützin des Kaiserreichs
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Avalea


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Beigetreten: 30.06.2016 14:12
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Langsam trat sie durch den Torbogen, schaute noch einmal zurück und durchquerte dann die dicke Mauer gänzlich.
Ihre leisen Schritte, die sie durch die leichten Lederschuhe verursachte, hallten auf dem Kopfsteinpflaster nach und sie versuchte, noch etwas vorsichtiger aufzutreten.
Auf der anderen Seite der Mauer blieb sie erneut stehen und atmete ein weiteres Mal tief ein...sie hatte es geschafft.
Sie war angekommen in der Stadt, von der sie schon so viel gehört hatte, von der die Menschen, die sie auf ihrer Wanderung getroffen hatte, erzählten, dass dort ganz sicher das Glück auf sie warten würde, wo sie eine neue Heimat und am Ende auch Ruhe und Geborgenheit finden könnte...in der Stadt des Glanzes.

Sie ließ ihren Blick über den großen Platz schweifen, sah, wie Wachen hin und her marschierten, bemerkte die sorgsam angelegten Blumenbeete, die den Platz hinter dem Tor einladend schmückten und nahm Gerüche wahr, die sie bisher nicht kannte...
Ihre smaragdgrünen Augen leuchteten vor lauter Freude und auch, wenn sie glücklich hätte sein sollen, jetzt, da sie den weiten Weg hinter sich gebracht hatte, konnte man bei genauerem Hinsehen bemerken, dass diese leicht verdunkelt waren und auch ihr staunender Gesichtsausdruck ein wenig bedrückt wirkte.

Da stand sie nun...eine rothaarige junge Frau, mit verschmutzter und etwas am Saum ausgefranster Kleidung, die sicher schon sehr viele Monde und Abenteuer erlebt zu haben schien, einen alten, ausgebeulten Rucksack geschultert und einen etwas verloren Eindruck machend.
So, wie es immer schon ihre Art gewesen war wenn sie nervös oder unsicher war, kaute sie auf ihrer Unterlippe und zwirbelte gedankenverloren ihre langen roten Haare, die die Farbe einer Sonne beim Untergang hatten.

Nur wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein,
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Ravena - die nachdenkliche Schützin des Kaiserreichs
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Obwohl es Nacht war, herrschte dennoch reges Treiben in der Stadt und sie sah neben den patroullierenden Wachen auch Menschen vorbeihetzen, so sehr in ihre Geschäfte vertieft, dass sie die junge Frau mit den dunkelroten Haaren und der wohl etwas ärmlich wirkenden Kleidung nicht bemerkten, die nur wenige Schritte neben dem Tor, mit dem Rücken an die Mauer gelehnt etwas abseits stand.
Vielleicht mochte es aber auch daran liegen, dass sich Ravena ein wenig ausserhalb der Lichtkegel befand, die von den vielen Fackeln an den Wänden der Mauer auf das feucht glänzende Kopfsteinpflaster der Wege geworfen wurden.

Bei näherem Betrachten des Platzes nahm sie ausser der schön anzusehenden und auch duftenden Blumenbeete einige Podeste wahr, auf denen Käfige standen und noch andere Gerätschaften, die wohl zur Züchtigung uneinsichtiger und unangenehmer Zeitgenossen dienen sollten.
Sie senkte den Blick kurz, schüttelte kaum merklich den Kopf und griff mit der linken Hand an den Schulterriemen ihres Rucksacks, straffte dann die Schultern und stieß sich von der Mauer ab, um durch die unbekannten Straßen zu schlendern.

Kaum hatte sie sich aus dem Schutz der hohen Mauer begeben, spürte sie den leichten Regen auf ihrem Haar, der gerade eingesetzt hatte und blieb noch einmal stehen.
Sie ließ den Schulterriemen los, hob beide Hände an ihren Kopf und strich sich ihre Haare nach hinten, drehte diese dann um ihre rechte Hand, um eine Art Knoten bilden zu können, damit sie nicht so nass in ihr Gesicht fallen konnten.
So recht gelang ihr das nicht und es lösten sich kleine Strähnen, die zwar nun schon recht nass, aber dennoch weich um ihr Gesicht herum fielen und ihr so etwas von dem strengen Aussehen nahmen.
Da die feuchte Luft recht kühl war, schlang sie ihren mittlerweile auch recht nassen Mantel eng um sich und zog etwas die Schultern hoch, damit zumindest ihr Nacken und die darunter liegende Kleidung hoffentlich nicht auch noch vom Regen durchnässt würden.

Kurz überlegte sie, welchen Weg in die Stadt sie nun einschlagen sollte und entschied sich, den zu wählen, den die meißten Städter wohl auch zu gehen pflegten...vorbei an den Beeten, geradeaus ins Innere der Stadt, Richtung Häuser und größerer Gebäude und vielleicht würde der Weg auch zu einer Taverne führen, wo sie ihre Sachen unbemerkt trocknen könnte, sich aufwärmen und etwas ausruhen...

Nur wer Schmetterlinge lachen hört,
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Der Regen wurde nun stärker und Ravena war durchnässt bis auf die Knochen. Sie fror und der leichte Wind, der nun zusätzlich aufgekommen war und den Regen schräg vor sich hertrieb, welcher ihr nun ins Gesicht schlug, machte es beinahe unerträglich, sich weiter auf den Straßen der Stadt aufzuhalten.
Ihr Haar klebte an ihrer Haut und das Regenwasser rann in kleinen Rinnsalen das Gesicht hinab und bis auf ihren Rücken und auch der Mantel hielt nun der Nässe nicht mehr stand.
Dennoch wickelte sie ihn noch fester um ihren Körper, die Schultern hochgezogen und den Kopf gesenkt suchte sie Schutz unter einem kleinen Dachvorsprung, in der Hoffnung, etwas weniger Regen abzubekommen.

Mittlerweile hatten sich auf den Straßen durch den Regen kleine Pfützen angesammelt, auf denen durch die heftig herunterprasselnden Tropfen kleine Blasen wild durcheinandertanzten.
Ravena drückte sich eng an die Hauswand, wischte sich die nassen, tropfenden Haare aus dem Gesicht und versuchte, es mit den klammen Händen etwas zu trocknen, was angesichts der Heftigkeit des Regenschauers aussichtslos schien.

Die Luft war schwer und erfüllt vom Prasseln des Regens auf Straße und Dachschindeln. Niemand war mehr zu sehen und so stand sie abwartend da, dass es bald aufhören würde.
Das Dach über ihr bot einen kleinen Schutz, doch tropfte es immer wieder aus dem Giebel auf sie herab und sie drückte sich noch etwas mehr an die kalte, feuchte Hauswand.
Sie zitterte und eine Gänsehaut überzog ihren ganzen Körper. Ihre kalten Füße steckten in den leichten Lederschuhen, die vollgesogen waren und sich unangenehm anfühlten.
Sie blickte sich um und überlegte, was sie nun tun sollte, wandte ihren Blick nach rechts und links und konnte ganz leise Stimmen aus den Häusern vernehmen, in den hell erleuchteten Fenstern sah sie ab und an Silhouetten vorbeihuschen von Menschen, die nun wohl im warmen Zimmer an einem Kamin sitzen würden und das schlechte Wetter abwarteten.
Sie seufzte leise.

Nachdem sie eine Weile unter dem Dach ausgeharrt hatte, hörte man noch in der Ferne Donnergrollen und dann endete der starke Regen so plötzlich, wie er begonnen hatte.
Vorsichtig beugte sie sich vor und hielt eine Hand von sich gestreckt…kein einziger Tropfen fiel mehr vom Himmel auf ihre Handfläche und auch das Rauschen des Regens, welches zuvor beinahe alles war, was man hatte hören können, war verstummt.

Sie drückte sich von der Wand ab, schüttelte sich kräftig und schlug dann etwas den Mantel aus, was aber keinerlei Wirkung zeigte. Er war nun schwer vom Wasser und tropfte ohne Unterlass bei jeder Bewegung.
Resigniert gab sie auf und setzte ihren Weg fort, nicht mehr darauf achtend, ob sie in eine Pfütze trat, da ihre Schuhe ohnehin schon völlig durchnässt waren und bei jedem Schritt ein leises Geräusch von sich gebend, Wasser zur Seite hinaus drückten.
Ihre kalten Füße schmerzten, doch sie biss die Zähne zusammen und schlug nun einen Weg nach rechts ein.

Als sie ein paar Schritte gegangen war, hörte sie vor sich Stiefel auf dem Asphalt. Sie blickte nach vorn und ging dann schnell einen Schritt zur Seite, um dem Mann, der ihr entgegen kam, Platz zu machen.
Als dieser auf gleicher Höhe mit Ravena war, hielt er inne und blieb stehen. Sie senkte den Blick und schaute beschämt vor sich auf den Boden.
Guten Abend Fräulein.“…hörte sie eine freundliche Stimme und hob ihren Blick wieder an.
Um nicht unhöflich zu wirken, erwiderte sie den Gruß mit leiser Stimme, welche etwas zittrig klang, da sie aufgrund der Kälte am ganzen Körper zitterte: „ G…Guten…A..Abend dder Herr.“

Der Fremde, der vor ihr stehen geblieben war, lächelte sie freundlich an und sie blinzelte etwas nervös, auf ihrer Unterlippe kauend.
Er war von eher schlanker Statur, recht fein gekleidet und sein Gesicht wurde von rötlichem Haar umrahmt, sein Kinn zierte ein gepflegter Spitzbart.
Da er ihr gegenüber freundlich war, obwohl man sehen konnte, wie mitgenommen sie war, erwiderte sie sein Lächeln sacht und nickte ihm zu…

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Wendepunkt oder die Suche nach sich selbst

Mittlerweile war beinahe ein Jahr vergangen, seit Ravena vor den Toren der Stadt des Glanzes angekommen war, frierend, zerlumpt und beinahe zerbrochen an dem was hinter ihr lag.

Allein ihrem inneren Willen überleben zu wollen, hatte sie es zu verdanken gehabt, dass sie ihrem Dorf den Rücken gekehrt und sich auf die Suche begeben hatte…zuerst nach dem Mann, dem sie einst versprochen war und ohne den, so wie sie glaubte, nicht sein konnte, weil es eben von den Traditionen ihres Dorfes und den Ansichten der Ältesten dort schon immer so bestimmt worden war. Am Tage ihrer Geburt stand schon fest, welchem Manne sie gehören würde und ohne Wenn und Aber mit diesem den Bund auch eingehen sollte.
So wuchs sie auf, das war das, was ihr Aufwachsen bestimmte und niemals hatte sie diese Traditionen angezweifelt oder es gewagt, diese zu hinterfragen, denn das hätte den Tod nach sich gezogen, bis zu dem Tage, an dem er verschwand und sie allein zurückließ.
Sie wurde mit einem Schlag erwachsen und musste entscheiden, zu bleiben und vielleicht einem Alten gegeben zu werden um ihm gefügig zu sein, was auch immer er von ihr verlangen würde, oder davonzulaufen…

Sie war davongelaufen in der Hoffnung ihn zu finden und später, als die Suche schon beinahe aussichtslos schien, ein neues Leben zu beginnen.
In der Stadt des Glanzes war sie ihm wieder begegnet und musste feststellen, dass er sich verändert hatte. Mit einem Schlag wusste sie, dass es ihr altes Leben, welches bis dahin eigentlich von den Traditionen ihres Dorfes bestimmt gewesen war, nicht mehr gab.
Sie schwamm in einem Meer voller Unsicherheiten, Ängsten und Fragen, wer sie eigentlich war…

In dieser Zeit begegnete sie Grandier Idengard zum ersten Mal.
Er war ein Jünger des Ordens und angehender Paladin, der sich ihrer annahm und sie unterstützte, wo er konnte. Durch ihn lernte sie den Glauben an Avia kennen, Göttin des Lichts, der Liebe und des Lebens.
Sie wusste nicht viel über den Glauben des Kaiserreiches und es beeindruckte sie sehr, so dass sie begann, einen gewissen Glauben an diese Göttin anzunehmen, denn an irgendetwas wollte auch sie glauben, um sich nicht am Ende noch selbst zu verlieren.

Durch die Zeit, die sie mit den Menschen der Stadt verbrachte, fühlte sie sich immer heimischer und sie entschied sich, zu bleiben, den die Sehnsucht nach einem Zuhause brannte in ihr und noch etwas begann in ihr zu wachsen…die Zuneigung zu diesem angehenden Paladin.
Je häufiger sie sich sahen, umso bewusster wurde ihr, wie wichtig er ihr geworden war und dass ihr Herz voller Liebe für ihn entbrannt war.
Und doch war sie unglücklich, denn hatte sie doch keinerlei Erfahrung damit, was mit ihr geschah und wie sollte sie nun damit umgehen?

Sie vertraute sich Luna an, der Wirtin und Besitzerin des Gasthauses zum Silbermond, welches in der Wollgrasebene lag.
Sie war mittlerweile eine Freundin für Ravena geworden und hatte immer ein offenes Ohr für sie und als sie sich ihr anvertraute, lächelte diese und machte Ihr Mut.
Liebe war nicht steuerbar, wenn sie kam, dann konnte sie nichts und niemand aufhalten und genauso geschah es…

Zwischen Grandier und Ravena entbrannte eine Liebe, die nicht gegensätzlicher, nicht stärker und nicht inniger voller Vertrauen sein konnte.
Endlich, zum ersten Mal in ihrem Leben wusste Ravena, dass sie wirklich angekommen war und Grandier der Mann an ihrer Seite war, zu dem sie aus freien Stücken gehören wollte, zu dem sie gehörte und der die Erfüllung all dessen war, was sie sich immer so sehnlichst gewünscht hatte…sie erfuhr, was es hieß, geliebt zu werden um ihrer selbst Willen und zu lieben, weil das Herz so entschieden hatte.

Und sie war bereit, alles dafür zu tun, damit dieser, ihrer Liebe nichts geschehen würde, unerschütterlich im Glauben daran, dass Avia, die Göttin der Liebe sie Beide beschützen würde.

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Ravena - die nachdenkliche Schützin des Kaiserreichs
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Es begann eine glückliche Zeit für Ravena, erfüllt von Liebe, Zuneigung und der Planung eines gemeinsamen Lebens mit Grandier. Er hatte vor, mit ihr ein Haus in der Stadt des Glanzes zu suchen und, wenn es Beiden gefiel, sich dort niederzulassen. Darauf arbeiteten sie hin und versuchten, die Drachmen zusammenzuhalten, um es sich auch leisten zu können.

Ihm zuliebe beantragte sie einen Bürgerbrief der Stadt, um auch offiziell alle Rechte und Pflichten eines Bürgers wahrnehmen zu können und sie wartete sehnsüchtig auf den Tag, an dem ihrem Gesuch, Bürgerin der Stadt des Glanzes zu werden, endlich stattgegeben werden würde.
Es war ihr Beider Wunsch, zusammen zu bleiben und ein glückliches Leben zu führen, eingebettet in unerschüttelichem gegenseitigem Vertrauen und einer Liebe, die nicht reiner sein konnte, umhüllt von Wärme und Geborgenheit unter dem Schutz von Avia.

Grandier und Ravena bildeten eine Einheit, in denen jeder den Anderen stützte, ihm half und in seinen Vorhaben bestärkte.
Oft überraschte er sie mit einem romantischen Essen bei Ilana in der Taverne oder bei Luna im Gasthaus, er tanzte Ihr zuliebe und half ihr beim Jagen, damit sie eine neue Rüstung kaufen konnte und sie versuchte ihm eine gute Partnerin zu sein, darauf bedacht, dass es ihm gut ging und darauf achtend, dass ihm nichts geschah, wenn sie gemeinsam auf Jagd gingen.
Sie waren glücklich und zufrieden mit dem, was sie hatten, allem voran das Wissen, dass sie sich gegenseitig die Liebe schenkten, die sie so glücklich machten.

Die Unsicherheiten und Zweifel, die an manchen Tagen noch an Ravena fraßen, wurden kleiner und Grandier bestärkte sie darin, eine Ausbildung zur Schützin zu beginnen, damit sie eines Tages in die Garde eintreten könne.

Nur manchmal, wenn sie ihn ein paar Tage nicht sehen konnte, weil er im Kloster war oder zu sehr eingebunden in seine Pflichterfüllung, kamen die dunklen Schatten der Angst und Einsamkeit zurück…nagten an ihr und pflanzten die Stacheln des Zweifelns in ihr Herz.

Ein steter Kampf entflammte dann tief in ihr und sie hatte das Gefühl, sich wieder gänzlich zu verlieren und beinahe zerrissen zu werden.
Er fehlte ihr in diesen Momenten schrecklich und sie begann zu taumeln, zu wanken und am Ende gar an seiner Liebe zu zweifeln oder an der Liebe, die sie für ihn empfand, wusste sie doch, dass es ihm schwer fiel mit ihr umzugehen, weil sie immer versuchte, es Allen recht zu machen, für Alle Verständnis zu haben und Niemanden vor den Kopf zu stoßen.
Dieser Umstand brachte ihn nicht selten in einen Konflikt mit sich selbst, seinen Werten und seinem Glauben und doch kämpften Beide darum, den Anderen nicht zu verlieren.

Es beschlich sie in diesen Augenblicken des Zweifelns das Gefühl, ihm nicht genügen zu können, ihm im Wege zu stehen und dass sie ihn nicht verdient habe, weil sie eben…anders war, nicht gefestigt in ihrem Glauben an Avia, zu naiv um auch Schlechtes erkennen zu können und zu verletzlich und schwach, um an seiner Seite sein zu dürfen.

Dann war sie unglücklich, einsam und fühlte sich verloren…ohne den Halt, den er ihr immer gab, wenn sie zusammen waren und das Gefühl, doch etwas wert zu sein.
In diesen trostlosen Tagen saß sie dann wieder am Lagerfeuer vor der Stadt, wo sie sich zum allerersten Mal zum Reden getroffen hatten und sie hielt die mittlerweile getrocknete Rose, die er ihr geschenkt hatte und die sie immer bei sich trug, in ihren Händen, an die Stelle gedrückt, wo ihr Herz nur für ihn schlug und verzweifelt darauf wartend, dass die Zeit schnell vorbei ging, bis er endlich wieder bei ihr sein konnte.

Wie Ravena sich fühlte, wenn Grandier nicht bei ihr war, sagte sie ihm nicht…sie schloss diese Ängste in ihr tiefstes Inneres ein und hoffte, dass sie nun endlich begraben wurden, nur um beim nächsten Mal erneut vor dem Ausbruch dieser Zweifel zu stehen, die ihr beinahe die Luft zum Atmen raubten und sie ein weiteres Mal beinahe fortzuspülen drohten, wenn er fort war.

Sie wollte ihn nicht belasten mit den Schatten ihrer Vergangenheit und der Angst, er würde sie eines Tages nicht mehr so liebevoll ansehen, ihr keinen zärtlichen Kuss auf die Wange hauchen oder ihr nicht mehr sagen, wie sehr sein Herz sie liebte und er sie vermisste.

Sie wollte stark sein, wollte für ihn die Ausbildung zur Schützin absolvieren und in die Garde eintreten, damit er auch stolz auf sie sein konnte.
Stolz auf sie, die aus einem winzigen Dorf weit abseits des Kaiserreiches kam, wo andere Traditionen unentdeckt von Kaiser oder Kirche vorherrschten und die Alten das Leben aller Dorfbewohner in Bahnen zwangen, so wie sie es für richtig hielten, wo ein anderes Recht gesprochen wurde und es unter Strafe stand, zu sehr eigenständig zu denken oder gar zu handeln.
Sie, die bisher nichts anderes kannte, als sich an das zu halten, was man ihr vorschrieb, die sich nie zuvor Gedanken darüber machte, was es eigentlich bedeutete, wirklich frei zu sein, denken und lieben zu dürfen, was das Herz einem sagte.

Und dann kam der Tag, an dem die Kommandantin der Garde des Juwels der Wüste in ihr Beider Leben trat, der vielleicht alles verändern würde…

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Ravena - die nachdenkliche Schützin des Kaiserreichs
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Beigetreten: 30.06.2016 14:12
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Delara bint Era war Kommandantin der Garde des Juwels der Wüste und war über die Grenzen des Südlandes hin zum Kaiserreich und sogar bis in das Nordland als beste Schützin bekannt.

Für Ravena war es das erste Mal, dass sie einem Menschen des Volkes der Verborgenen begegnete und das Verhalten war ihr sehr fremd, ja sogar beinahe unheimlich.
Delara bint Era war eine überaus stolze Frau, die einem das Gefühl gab, klein und unwichtig zu sein und dennoch war Ravena von ihr fasziniert.
Ihr Auftreten, ihre Sprache, ja selbst ihre Gesten ließen keinen Zweifel daran, dass Delara bint Era wusste, was sie wollte und dies auch durchzusetzen vermochte. Ebenso, was sie nicht dulden würde…

Von der Kommandantin bekam Ravena das Angebot, bei ihr eine Ausbildung zur Schützin absolvieren zu dürfen und fortan verbrachten sie gemeinsam viel Zeit vor den Toren der Stadt.
Delara reiste mit ihr quer durch die Lande, prüfte sie genau und stellte sie auf die Probe, wenn sie gemeinsam auf Jagd waren und Ravena, die nichts sehnlicher wünschte, als eine Schützenausbildung zu erhalten, um Grandier und sich selbst stolz zu machen und eines Tages in die Garde der Stadt des Glanzes aufgenommen zu werden, bemühte sich aus Leibeskräften, den sehr hohen Ansprüchen der Kommandantin zu entsprechen.

Nicht selten kam sie dabei an ihre Grenzen. Die Zweifel an sich selbst und die Skepsis, die Grandier trotz allem gegenüber der Kommandantin und ihrer Methoden und Forderungen hegte, was Rüstung und Schutz anging, schürten Unsicherheit und Angst bei ihr.
Sie war hin und her gerissen, zwischen dem Wunsch, die Ausbildung zu beginnen und dem, Grandier nachzugeben und ihm zuliebe darauf zu verzichten und das Beste aus ihren Möglichkeiten zu machen, wenn es auch bedeuten würde, dass sie eher ihr Bestreben in den Vordergrund stellen würde, dafür zu sorgen, dass es ihm gut ging und das Haus in Ordnung zu halten.
Ihr war alles recht, solange sie Grandier nicht vor den Kopf stoßen würde, um ihre Liebe und ihr Glück nicht zu gefährden.

Viele Tage sprachen Ravena und Grandier miteinander, tauschten ihre Bedenken, Ängste und ihre Wünsche aus und versuchten, einen Weg zu finden, der ihr dennoch die Ausbildung ermöglichte und gleichzeitig Grandiers Unbehagen und Vertrauen nicht zu sehr zu strapazieren.
Und ebenso ihn nicht vor die Wahl zu stellen, was seine Überzeugung als Mitglied des Ordens und seines Glaubens anging.
Es war für Beide ein schmaler Grat, den sie zu gehen bereit waren und doch waren sie zuversichtlich, alles schaffen zu können, wenn sie sich nur nicht gegenseitig aus den Augen verlieren würden und daran festhielten, dass Avia ihre Liebe schützen würde.

Und so einigten sie sich darauf, dass Ravena die Ausbildung unter Delara bint Era beginnen durfte, wenn die Kommandantin bereit war, einige Dinge zu beachten, die weder Ravena noch ihn, Grandier zu sehr auf die Probe stellen würden, was ihre Sicherheit, Ihr Seelenheil oder seine Einstellung angeht oder auch ihre Liebe in Gefahr bringen würde.

Grandier suchte kurz vor ihrer Reise in den Süden das Gespräch mit Delara und nannte Ihr die Punkte, die seiner Meinung nach wichtig waren und garantieren sollten, dass nichts geschah oder sie von Ravena etwas verlangen würde, was nicht mit der Einstellung seines Glaubens oder ihrer Beider Einstellung zu vereinbaren sei.
Es war ein sehr langes und intensives Gespräch, bei dem auch Ravena zum Teil anwesend war und es gab einen Punkt, der ihr selbst Kopfzerbrechen machte und eine furchtbare Unsicherheit in ihr hervorrief…

Delara hatte Grandier zugesichert, besonders auf Ravenas Sicherheit ein Auge zu haben und angedacht, dass sie eine neue Rüstung brauchen würde.
Diese müsste bei der Gerberin Verdis in Dengra in Auftrag gegeben werden und in dem Zuge sollten noch einige Rüstteile hergestellt werden, welche für Schützen die einzige Möglichkeit darstellten, etwas mehr Schutz zu gewährleisten als es Leder allein vermochte.

Die Kommandantin hob ihre Hand empor und bewegte ihre Finger, die in diesem Moment ein klackerndes Geräusch verursachten, welches aber weder hölzern noch metallisch klang, sondern knöchern…von einem Knochenarmschutz und Knochenhandschuhen hervorgerufen.

Grandiers Gesichtsausdruck wurde sehr ernst, beinahe zornig und er schüttelte entschieden den Kopf. Niemals würde er dem zustimmen, dass seine Ravena eine Knochenrüstung trug, es widersprach gänzlich seiner Einstellung und seinem Glauben und auch Ravena erschrak, als ihr bewusst wurde, dass auch sie solche Rüstteile tragen sollte.
Sie hatte diese Art der Rüstung schon an Delara gesehen und wusste durch Gespräche mit ihr auch, welche Vorteile diese besonders für Schützen hatte und doch hatte sie den Zusammenhang nicht gesehen, dass auch sie solch eine Rüstung tragen sollte.

Es entbrannte eine recht heftige Diskussion, in welcher Derlara Grandier darlegte, warum es wichtig war, dass auch Ravena zumindest einige dieser Rüstteile tragen sollte, eben um eine größtmögliche Sicherheit für sie zu gewährleisten und die Gefahr schwerwiegender Verletzungen weitestgehend ausgeschlossen werden konnten.
Wenn also Grandier wollte, dass Ravenas Leben nicht gefährdet werden würde, so müsse er sich damit arrangieren, dass sie eben solche Rüstteile anlegte.

Es war eine Zwickmühle, in der sich Grandier befand und Ravena ging es nicht anders.
Sie versprach, ihm zuliebe auf diese Art der Rüstung zu verzichten, da sie um seine Ablehnung und Zweifel wusste und auch, weil sie nichts tun wollte, was ihm Sorgen bereitete.
Doch Grandier willigte ein, dieses Vorhaben zu akzeptieren, solange sie die Rüstung nicht vor ihm oder im Kaiserreich trug.
Die Kommandantin nickte zufrieden, doch tief im Herzen wusste Ravena, dass sie versuchen würde, ohne die Rüstungsteile zurechtzukommen, denn wie konnte sie diese unbedarft tragen, wenn ihr jedes Mal beim Anlegen schmerzlich bewusst wurde, dass es für Grandier mehr als nur ein kleines Opfer bedeutet hatte, dieses zu erlauben?

Wie konnte sie an ihre eigene Sicherheit denken, wenn es Grandier dabei schlecht ging…sie würde einen Weg finden, ihn nicht zu enttäuschen, was die Ausbildung anging, besser aufpassen und ihm am Ende berichten können, dass sie es geschafft hatte, keine Rüstung getragen zu haben, die ihn aufgrund seines Glaubens abstieß.

Und wieder einmal befand sie sich in einer Zwickmühle, die sie innerlich zerriss, da sie versuchte, niemanden zu enttäuschen oder vor den Kopf zu stoßen und letztendlich vergaß sie bei ihren ganzen Bemühungen sich selbst, ihre Sorge galt nicht ihr, sondern Grandier, der ihr mit seiner Erlaubnis ein großes Geschenk gemacht hatte und einen noch größeren Beweis, wie sehr er sie liebte und auch sie wollte ihm damit einen Liebesbeweis erbringen…indem sie ihn und seine Ansichten achtete und akzeptierte.

Nur wer Schmetterlinge lachen hört,
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