Scherben der Vergangenheit
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Das Geheimnis der Zuneigung  RSS feed
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Avalea


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Beigetreten: 30.06.2016 14:12
Beiträge: 87
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1.) Die erste Begegnung

Ravena saß, wie schon etliche Wochen zuvor, täglich am Rande der Bucht vor der Stadt des Glanzes im Sand und wartete...
Wieviele Stunden sie mehrmals täglich hier wartete und dem Wasser dabei zusah, wie es in kleinen sachten Wellen an den Strand spülte, konnte sie nicht sagen, sie hatte ihr Zeitgefühl beinahe gänzlich verloren.
Verträumt schaute sie hinaus auf das Wasser, welches man die Furt der Heiligen nannte, lauschte dem sachten Rauschen der Wellen, wenn sie über den Sand und die Steine hinwegrollten, kleine Muscheln zurückließen beim Zurückziehen und dachte an das, was sich wohl ein weiteres Mal anbahnte.

Obwohl es kalt war, hatte sie ihre Stiefel neben sich abgestellt, ihre Zehen in den Sand vergraben und ihre Arme um die angezogenen Knie gelegt, auf denen nun ihr Kinn ruhte, während sie hinausstarrte.
Wo war er? Warum war er schon so lange nicht mehr gekommen? Warum hatte er ein weiteres Mal nicht mit ihr gesprochen und sie wohl allein zurückgelassen?...diese Gedanken kreisten immer und immer wieder in ihrem Kopf umher und sie suchte beinahe verzweifelt um Antworten.
Ihre smaragdgrünen Augen wirkten nun noch dunkler und angestrengt nachdenkend kaute sie auf ihrer Unterlippe herum, wie sie es immer tat, wenn sie unsicher oder nachdenklich war.
Was hatte er ihr erzählt? Er sei damals fortgegangen, weil er musste...weil er sie nicht gefährden wollte und etwas zu erledigen hatte...

Sacht schüttelte sie ihr dunkelrotes Haar, welches nun ein wenig um ihren Kopf herumwehte durch die Bewegung und den leichten Wind, der von der Furt her wehte.
Ein Verdacht keimte langsam in ihr hoch, denn wann immer sie Fragen hatte zu dem, was er denn nun mache und woher damals, als er ohne ein Wort einfach verschwand und sie zurückließ, die Gefahr kam, was es war, dass ihr so gefährlich werden konnte, so wich er ihr aus oder hüllte sich in Schweigen...
Leise seufzte sie...das war nicht mehr der Mann, den sie von Kindesbeinen an kannte, dem sie durch Geburtsrecht und Tradition verprochen war und dem sie ohne zu Zögern überall hin gefolgt wäre.

Schon einmal war sie gezwungen gewesen, ihr Leben allein zu meistern, wenn auch nicht gewohnt und schon gar nicht freiwillig, so hatte sie sich dennoch auf den Weg gemacht um nach ihrem eigenen Glück zu suchen und den alten Werten und Traditionen ihres Dorfes den Rücken gekehrt und alles hinter sich gelassen.
Und kaum hatte sie die Stadt des Glanzes betreten, so stand er plötzlich einfach vor ihr...geheimnisvoll, leise, nachdenklich, wortkark und irgendwie...kalt.
Ablehnend und skeptisch den Menschen gegenüber, die sie hier eher freundlich aufgenommen hatten.
Sein Gesicht war eher starr und gefühllos gewesen, seine einst so warme Stimme klang leise und schneidend und seine Augen, die früher ein lustiges Funkeln besaßen, schauten nun lauernd beobachtend, seine gesamte Körperhaltung strahlte Ablehnung aus...nein, dass war nicht mehr der Mann, von dem sie einst dachte, zu ihm zu gehören.
Einzig sein Haar war geblieben, wie damals...von einer auffälligen blauen Farbe.

Tief atmete sie ein, schloß kurz ihre Augen und lauschte nur den Geräuschen, die sie umgaben...das leise Rauschen des Wassers, das entfernte Rascheln des Schilfgrases, das leichte Klicken von Muscheln die durch das Wasser aneinanderschlugen und dem leisen Singen der Vögel. Hier fühlte sie sich wohl und hier würde sie bleiben und zur Ruhe kommen wollen, in der Stadt des Glanzes.

In die ihr mittlerweile vertrauten Geräusche der Bucht mischte sich nun ein weiteres...ein leises Knirschen von Sand unter Stiefelsohlen.
Schnell öffnete sie ihre Augen und ihre Haltung veränderte sich etwas, wurde wachsamer, als sie den Kopf in die Richtung drehte, aus der wohl die Schritte kamen.
In der Nähe war ein Fremder stehen geblieben, der sie nun freundlich anblickte und zum Gruß mit dem Kopf nickte.
Schnell erhob sie sich und klopfte sich den Sand von der Kleidung, den Mann aber nicht aus den Augen lassend.
Er trug eine helle Robe, seine Tasche neben sich abstellend und sie sacht anlächelnd sprach er:
"Guten Abend wertes Fräulein, es tut mir leid, wenn ich Euch erschreckt haben sollte, das war nicht meine Absicht. Hier draußen hatte ich nicht erwartet, Jemandem zu begegnen." Seine Stimme klang freundlich, recht leise und hatte einen warmen Unterton, welcher von seinen freundlich wirkenden Gesichtszügen und einem eher sachten Lächeln noch betont wurde.
Das braune Haar war kurz und sein Kinn und die untere Wangenpartie wurde von einem Bart eingerahmt.

Der Fremde wirkte auf Ravena nicht sonderlich bedrohlich, sondern strahlte eher Ruhe und Güte aus und so antwortete sie ihm freundlich: "Seid gegrüßt und auch Euch einen guten Abend. Ihr habt mich nur etwas überrascht, denn hier bin ich eigentlich noch Niemandem begegnet und ich bin oft hier draußen."






Nur wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein,
ungestört der Furcht,
die Nacht entdecken.

Ravena - die nachdenkliche Schützin des Kaiserreichs
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Grandier


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Beigetreten: 05.02.2016 11:58
Beiträge: 61
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Lange Zeit war er bereits allein, doch darin sah er seinen Weg. Die meisten Paladine sehen die Erfüllung ihrer heiligen Pflicht, wie auch die Bewahrung des Andenkens an das Erbe von Lean, als ihre alleinige Aufgabe an. Und das nahm auch er sich vor. Er wollte nicht mehr an all zu weltlichem Getümmel, wie Geldgier und Eitelkeiten, sich beteiligen. Er wollte sogar sich ganz in Enthaltsamkeit und Keuschheit üben. So hat es sich das Herz Grandiers vorgenommen. Und in dieser Weise begegnete er auch diesem jungen Fräulein. Er war nur freundlich zu Ihr, weil er es sich vornahm den Menschen um der Göttin Willen immer zuerst wohlgesinnt zu begegnen.

Ihr sanftes und manchmal scheinbar zerbrechliches Wesen war ihm zuerst aufgefallen. In ihren Worten zeigte sich für ihn eine Unschuld und Reinheit, die er selten in dieser Weise beobachten konnte. Weiter erfuhr er, dass sie von Weitem her kam und es wurde ihm sogleich klar, dass sie mit der Kirche und den Bräuchen im Reich nur flüchtig vertraut war. Dennoch blieb sie in seiner Erinnerung als ein edelmütiges und ehrfürchtiges Fräulein.

Grandier - Ein Krieger für das Rechte
Werner - Schneider und Näher in der Stadt des Glanzes
Fjondri - vom Staub und Dreck des Gesteins übersehter Minenarbeiter
[ICQ]
Avalea


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Beigetreten: 30.06.2016 14:12
Beiträge: 87
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Seit ihrer allerersten Begegnung am Strand vor der Stadt war nun schon einige Zeit vergangen und Ravena fühlte sich in der Stadt mittlerweile Zuhause.
Sie hatte einige Menschen kennengelernt, die sie in gewisser Weise als Freunde bezeichnen konnte und Vertrauen zu ihnen gefasst.

Zum Einen war da die Wirtin Luna, die eine Schänke in der Wollgrasebene betrieb und mit der Ravena schon einige Male über das geredet hatte, was sie so beschäftigte und die immer einen guten Rat für sie hatte. Dann die Nordländerin Aelia, die mit ihrer offenen Art Ravena Mut zugesprochen hatte, das Training mit dem Bogen wieder aufzunehmen, der Schneider der Stadt, Werner, der sie unterstützte und ihr auch Arbeit gab damit sie über die Runden kam, einige Trainingspartner wie die Brüder Martyn und Caspar Ammbach und Menschen, die ein nettes Wort Dann und Wann für sie übrig hatten und schlußendlich Grandier Idengard, der für sie, wann immer sie sich einsam fühlte oder Fragen sie quälten, ein freundliches Wort hatte und ihr das Gefühl gab, an sich glauben zu können.

Sie war angekommen in der Stadt des Glanzes und die Angst davor, von ihrer Vergangenheit erneut eingeholt zu werden, verblasste immer mehr.

Nur dann, wenn sie nachdenklich am Strand vor der Stadt saß um etwas auszuruhen und den Wellenbewegungen des Wassers zusah, kamen manchmal die Erinnerungen wie kleine Scherben eines Spiegels zurück, die sich beim Zerspringen in die Haut bohrten und ihr schmerzhaft ins Gedächtnis riefen, was sie hinter sich gelassen hatte, um ihr eigenes Leben leben zu können.

Es war ein langer Weg gewesen, um endlich frei sein zu können, frei von vorbestimmten Traditionen und fremdbestimmten Verbindungen, wenn auch nicht ganz freiwillig sie diese, für sie neue Richtung, eingeschlagen hatte. Doch am Ende war sie über genau diese Entwicklung froh, so konnte sie nun Freundschaft schließen und neue Wege einschlagen, mit wem sie wollte…sie war frei, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.

Wann immer diese eher dunklen Erinnerungen, die gepaart waren mit Ängsten und auch Zweifeln, Gefahr liefen, sie zu überrollen und ihr das Herz schwer machten, so dachte sie an die Worte von Grandier Idengard, die er ihr in einem der mittlerweile vielen Gespräche einmal sagte:“Glaubt an Euch Fräulein Ravena! Ihr könnt alles schaffen, wenn Ihr nur den Mut findet und ihn in Euer Herz einschließt. Die Göttin wird über Euch wachen und ich werde es ebenso, solltet Ihr einmal in Bedrängnis geraten…“

Diese Worte hallten immer wieder durch ihren Kopf, wann immer sie begann, an sich zu zweifeln, ihr der Mut sank oder sie beim Trainieren beinahe verzweifelte, so dass sie durchatmen konnte und die so erdrückenden Gedanken mit einer sachten Bewegung ihrer Hand beiseiteschieben konnte.

Er war für sie da, wann immer sie Zuspruch brauchte und seine so ruhige und zuversichtliche Art beeindruckte sie tief… dieser unerschütterliche Glaube und der darauf basierende Mut mit einem großen Herzen voller Güte machte Grandier für sie zu ihrem engsten Vertrauten. Er nahm sich Zeit, sie sogar so gut es ging beim Training zu unterstützen oder sie mit zur Jagd zu nehmen, niemals müde werdend, sie aufzubauen und anzuspornen. Und auch bei ihren gemeinsamen Gesprächen verbrachte sie gern die Zeit damit, ihm zuzuhören und Erfahrungen auszutauschen. Er half ihr, sich zurecht zu finden in ihrer neuen Heimat, offener den ihr noch fremden Menschen gegenüber zu werden und ohne Scheu über das zu reden, was für sie selbst wichtig war oder sich an den täglichen Gesprächen über die Neuigkeiten im Kaiserreich auszutauschen.

Durch ihn lernte sie auch den Nordmann Erlendur kennen, der zwar eher zurückhaltend und skeptisch ihr gegenüber war, dessen Meinung Grandier aber sehr wichtig zu sein schien.

Sie war nun eine Kaiserliche, die zwar aufgrund ihrer Herkunft nicht so sehr in ihrem Glauben an Avia gefestigt war und auch sonst etwas andere Ansichten hatte, doch hatte sie das Gefühl, angenommen zu werden und nicht mehr allein zu sein. Sie mochte die Menschen um sich herum und von Tag zu Tag wurde ihr bewusster, dass sie hier bleiben wollte…doch nicht nur, weil sie das Gefühl hatte, hier sicher zu sein…

Wenn ihre Gedanken auf Wanderschaft gingen und sie über die Menschen, die ihr nahe standen und die sie immer mal begleiteten, nachdachte, so merkte sie eines Tages, dass wohl auch ihr Herz sich auf den Weg gemacht hatte und kaum von ihr bemerkt, zu einem ganz bestimmten Menschen hin strebte…es nicht mehr nur aus dumpfem Schmerz bestand, sondern freudig zu klopfen begann, wann immer sie sich begegneten.

Nur wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein,
ungestört der Furcht,
die Nacht entdecken.

Ravena - die nachdenkliche Schützin des Kaiserreichs
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