Scherben der Vergangenheit
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Ravena - Die Reise in den Süden  RSS feed
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Avalea


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Beigetreten: 30.06.2016 14:12
Beiträge: 87
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Die Tasche war schon einige Zeit fertig gepackt und je näher der Tag der Abreise nahte, umso schwerer wurde Ravena´s Herz.
Ja, es war ihre eigene Entscheidung gewesen, mit der Kommandantin des Juwels der Wüste Delara bit Era in den Süden zu gehen, dort alles zu erfahren und zu lernen, was sie noch für ihre Ausbildung zur Schützin benötigte, und doch nagten auch mehr und mehr Zweifel an ihr.

Sie kannte das Land nicht, das für die nächste Zeit ihr Zuhause werden sollte, sie wusste nicht, ob sie die Hitze, die dort herrschen sollte vertragen würde und sie kannte nur wenig der Sitten und Gebräuche, die dort gelebt wurden.
Einige wenige Informationen hatte sie bekommen von der Kommandantin selbst und auch Johann von Blum, den sie zweimal getroffen hatte, gab ihr ein paar gute Ratschläge mit auf den Weg und doch hatte sie Angst vor dem Tag, an dem sie die Stadt des Glanzes und ihre Bewohner für eine Weile verlassen würde...

Sie hatte begonnen sich von den einen oder anderen Menschen zu verabschieden, die ihr am Herzen lagen, ging mit ihren engeren Vertrauten noch einmal auf eine Jagd und traf sich mit Caspar Ammbach zu einem letzten Gespräch.
Er lag ihr am Herzen und sie bat ihn, auf sich zu achten und nicht ungestühm von einem zum anderen Abenteuer zu stolpern und weiterhin sein Training zu absolvielen, damit sie, wenn sie zurückgekehrt war, wieder gemeinsam zu einem Waffengang aufbrechen konnten.
Auch von seinem Bruder Martyn Ammbach verabschiedete sie sich und zu ihrer Überraschung schenkte er ihr eine Kleinigkeit, die ihr bei Hitze Kühlung verschaffen würde. Diese Stäbchen lagen nun ganz obenauf, gut eingepackt in ihrer Tasche.
Sie war gerührt von den netten und liebenswerten Worten der Beiden und sie hoffte, sie gesund wiederzusehen.

Auch von Geron verabschiedete sie sich noch während einem kleinen Umtrunk in der Taverne. Mit ihm hatte sie einige Waffengänge erlebt und sie hörte ihm gern zu, wenn er von seinen Erfahrungen sprach.

Doch der schwerste Abschied stand ihr noch bevor und noch wusste sie nicht so recht, wie es ihr danach gehen würde, denn schon bei dem Gedanken daran wurde ihr Herz schwer, obwohl sie Beide schon eine Weile mit diesem Wissen umgehen mussten, hatte er sie doch in ihrem Vorhaben, in den Süden zu gehen um ihre Ausbildung weiter zu vertiefen, bestärkt..


Nur wer Schmetterlinge lachen hört,
der weiß, wie Wolken schmecken.
Der wird im Mondschein,
ungestört der Furcht,
die Nacht entdecken.

Ravena - die nachdenkliche Schützin des Kaiserreichs
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Beigetreten: 30.06.2016 14:12
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Am Morgen nach ihrem allerletzen gemeinsamen Waffengang mit Grandier, Geron und Martyn traf sich Ravena mit Grandier, um bei einem Essen noch einmal über ihrer beider Reisen zu sprechen.

Grandier hatte beschlossen, für die Zeit ihres Aufenthaltes im Juwel der Wüste, ins Kloster des ewigen Friedens zu gehen, um dort für sich einige Fragen zu klären und Rat einzuholen.
Seit einiger Zeit beschäftigten ihn die Gedanken daran, ob er der Aufgabe gewachsen sei, sich als Statthalter der Stadt des Glanzes aufstellen zu lassen und dennoch seine Ausbildung in den Tugenden weiterzuführen.

Ravena bestärkte ihn darin und auch die Bürger der Stadt, mit denen er über dieses Vorhaben gesprochen hatte, unterstützten ihn dabei.
Er würde es schaffen, dessen war sie sich sicher und für die Stadt wäre Grandier sicher ein würdiger Statthalter und eine Bereicherung für die Belange seiner Bewohner.
Und Ravena würde ihn ebenso dabei unterstützen soweit es ihr möglich war, ihre Ausbildung möglichst erfolgreich weiterzuführen und, falls sie genügend Sicherheit in ihrem eigenen Können erworben hatte, sich bei der Garde der Stadt des Glanzes zu bewerben.

Grandier reiste noch am selben Tage ab und obwohl Ravena tief im Herzen Trauer verspürte und ihre Gedanken trübsinnig waren, zeigte sie ihm nicht, wie schwer ihr dieser Abschied wirklich fiel, sondern machte ihm Mut und gab ihm Hoffnung, dass er all seine Vorhaben ganz in seinem Sinne zum Positiven wenden würde und er gestärkt voran in seine neuen Aufgaben gehen würde.
Wann sie sich letztendlich wiedersehen würden, konnte niemand sagen, so lag es doch in ihrer Beider Hände allein, wie intensiv sie ihre Zeit im Juwel und im Kloster für sich nutzen würden.
Als er sich auf den Weg machte, so sah sie ihm noch eine ganze Weile nach und nun endlich brach der Damm und ihre Augen füllten sich mit Tränen, rollten in kleinen glitzernden Perlen ihre Wangen hinab und erleichterten für einen Moment diese furchtbar erdrückende Schwere ihres Herzens.

Ravena´s Vorbereitungen für ihre Reise waren abgeschlossen und sie musste damit rechnen, dass Delara bint Era jederzeit in die Stadt kam, um sie abzuholen und so entschloss sie sich, sofort nach Dengra aufzubrechen, um dort hoffentlich ein letztes Mal Johann von Blum anzutreffen, um mit ihm zu sprechen.
Sie wischte sich mit ihren Händen die Tränen ab, atmete tief durch und machte sich auf den Weg zum Tor hinaus, um in die Kutsche zu steigen…

Nur wer Schmetterlinge lachen hört,
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Der wird im Mondschein,
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Ravena - die nachdenkliche Schützin des Kaiserreichs
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Beigetreten: 30.06.2016 14:12
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Als sich die Kutsche rumpelnd auf den Weg nach Dengra in Bewegung setzte, dachte Ravena darüber nach, wie sie das Gespräch mit Johann beginnen sollte. Es gab einige Punkte, die sie noch ansprechen wollte und die mit ihrer Ausbildung zu tun hatten.
Sie war zwar schon ein paar Mal in Dengra gewesen, doch dieses Mal beschlich sie ein eigenartiges Gefühl, welches sie nicht so recht einordnen konnte.
Noch immer dachte sie über ihr allererstes Gespräch mit diesem Mann nach, der so ganz anders war, wie alle anderen Menschen, die sie kannte.
Er hatte sie damals im Gasthaus sehr verunsichert mit einigen Dingen, die er ihr sagte und wäre die Situation anders gewesen, wäre sie wohl davongelaufen, doch sie brauchte seinen Rat, seine Hilfe und nur er konnte ihr ein paar Fragen beantworten, die ihr noch auf der Seele brannten.

Es war schon dunkel, als die Kutsche anhielt und sie am Ziel war.
Schon einige Zeit vorher hatte sie gemerkt, dass es nun nicht mehr lange dauern konnte, bis sie in Dengra ankommen würde, denn die Luft änderte sich, es wurde wärmer und die so typische feuchte Luft lag nun schon schwer wie eine Dunstglocke über der Landschaft, begleitet von einem fortwährenden Trommeln des ewigen Regens, der für Dengra und diesen Landstrich normal zu sein schien.

Ravena stieg aus der Kutsche aus und kaum, dass sie den Boden berührte, versank sie beinahe knöcheltief im Morast. Den Mantel hatte sie vorsorglich schon zuvor in der Kutsche ausgezogen und sorgsam in ihrem Rucksack verstaut, denn dieses schwülwarme Klima trieb ihr jedes Mal kleine Schweißperlen auf die Stirn und nahm ihr den Atem.
Sie watete über den aufgeweichten Weg bis zur Brücke, über die sie gehen musste, wenn sie Dengra betreten wollte.
Kaum hatte sie ihren Fuß auf die Brücke gesetzt, so begann diese auch schon zu ächzen und die dicken Seile, die die einzelnen Planken zusammenhielten, strafften sich und gaben ein knarrendes Geräusch von sich, während die Holzplanken selbst hin und her schaukelten.
Sie legte ihre Hände an die Seitentaue, um ihr Gleichgewicht zu halten, was angesichts des Regens und der glitschigen Planken und Seile kein so leichtes Unterfangen war und sie war froh, als sie die Brücke endlich passiert hatte und zumindest wieder festeren Boden unter ihren Stiefeln spürte.

In der Nähe des Feuers blieb sie kurz stehen und versuchte sich zu erinnern, welchen Weg sie einschlagen musste, um zum Haus von Johann zu gelangen.
Es saßen einige Gestalten um das Feuer herum und, obwohl es noch immer leicht regnete, schien sie das Wetter nicht zu stören.
Die Luft war geschwängert von der Feuchtigkeit und Wärme und es roch nach Bier, Schweiß und verbranntem Holz
Der ein oder andere Kopf ging herum oder es wurde verstohlen in ihre Richtung genickt, als Ravena bemerkt wurde und es traf sie so manch zweideutige Blick oder Gesten, die ihr die Schamesröte ins Gesicht trieben.
Schnell schlug sie ihren Umhang, den sie trug, etwas fester und enger um ihren Körper und ging eilends weiter, um nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen oder gar noch von Jemandem angesprochen zu werden.

Sie hielt sich links und betrat einen der geplankten Holzstege, die überall in Dengra die Stelzenhäuser verbanden und auf denen man recht sicher gehen konnte, ohne im Morast zu versinken.
Irgendwann kam sie am Bankgebäude vorbei, ging über eine überdachte Brücke, wo sie einer der Wachen ausweichen musste, der rücksichtslos seinen Weg fortsetzte und sie an die Wand drückte, während er unfreundlich etwas murmelte.
Nachdem sie die Brücke endlich passiert hatte, war es nicht mehr weit bis zu dem Haus, wo sie Johann von Blum anzutreffen hoffte und als sie endlich vor der Tür stand und zaghaft klopfte, atmete sie erleichtert durch, wobei ihr gleichzeitig das Herz bis zum Halse schlug.
Einen Moment verharrte sie und lauschte, ob sich etwas im Innern regte und dann sank ihr Mut. Sie schüttelte den Kopf, drehte sich herum und schickte sich an, den Weg wieder zurückzugehen, als plötzlich die Türe geöffnet wurde.

Ein warmes Licht fiel aus dem Inneren des Hauses auf die nassen Planken, es war ein leises Murmeln zu hören, welches nach Außen drang und inmitten des Lichtscheins zeichnete sich ein großer Schatten auf den Planken vor der Türe ab, als Johann in den Türrahmen trat.

Ein wenig erstaunt schaute er auf Ravena herab, als er sie dort stehen sah, machte aber im nächsten Augenblick eine einladende Geste, einzutreten.
Unsicher stand sie da, den Umhang noch immer fest um sich herumgeschlungen, mit von Feuchtigkeit nassen Haaren, konnte sich kaum bewegen und brauchte einen Moment, bis sie ihre Sprache wiederfand…
„Guten Abend Johann…ich…ich wollte…“ stammelte sie leise und er unterbrach sie mit einem Nicken, bevor er sprach: „Ravena, Ihr seid sicher gekommen, um unser Gespräch weiter zu führen? Nun kommt herein, es trifft sich gut, dass ihr jetzt hier seid.“
Diesmal machte er eine Kopfbewegung, die ihr unmissverständlich klar machte, dass sie eintreten sollte und welcher sie sogleich Folge leistete.
Er hielt ihr die Tür auf und sie ging an ihm vorbei.
Als er diese dann hinter ihr schloss und sie mit einem klickenden Geräusch ins Schloss fiel, zuckte sie unwillkürlich zusammen.
Johann schob sich an ihr vorbei und gab ihr zu verstehen, sich mit an den Tisch zu setzen.
Als sie daraufhin den Blick hob, bemerkte sie, dass noch zwei weitere Besucher im Raum waren, am Tisch saßen und bei Most leise miteinander sprachen, welches das leise, von ihr schon vor der Tür wahrgenommene Murmeln verursacht hatte.

„Johann…ich möchte…nicht stören und kann auch…ein anderes Mal wiederkommen.“ Sagte sie leise und nickte dann grüßend den anderen Beiden zu, welche nun ihre Blicke auf Ravena lenkten.
Erlendur und Delara bint Era saßen am Tisch, hielten inne und schauten sie an.

Nur wer Schmetterlinge lachen hört,
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