Scherben der Vergangenheit
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Fräulein Irenza wird erwachsen  RSS feed
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Fräulein Irenza



Beigetreten: 23.02.2015 21:04
Beiträge: 32

Fräulein Irenza wird erwachsen
oder auch: von den Wahrheiten, die das Leben schreibt


Vorwort

Viele Jahre sind ins Land gegangen. Schöne wie schlimme gleichermaßen. Und das Leben hat mich, werter Leser, nun schon einige Male gezeichnet. Diese Geschichte jedoch, die Euch in die Hände fiel, soll nicht von mir handeln. Ich will Euch berichten von unserer Tochter, denn sie lässt mich mit ihren Geschichten die Zeichen meines fortschreitenden Alters vergessen. Die Abenteuer zu hören, die sie just beginnt zu erleben und noch erleben wird sind mit eine so große Freude, die ich an Euch weitergeben mag. Sie sind es, die mir den Wunsch geben weiter zu Leben, denn ein wenig Zeit wird mit sicher noch durch die Göttin vergönnt sein. So werde ich ihr lauschen, unserer kleinen Chiara, allabendlich in unserem Heim in der wundervollen Stadt des Glanzes, während mein Mann vor dem Feuer seine von der Arbeit müden Füße bei einem erlesenen Wein entspannt. Lausche nun du diesen Zeilen, die mir so voller Elan berichtet wurden, und erquicke dich an ihrer Lebenslust, dem Tatendrang, der Liebe wie Bürde, und Allem, was unsere Tochter sonst noch erleben wird.


1. Kapitel Geamhradh 673 - Besuch im Land der weißen Berge

Sonnig war es gewesen an diesem wundervollen Tag. Ein Tag der begann, wie jeder andere es hätte ebenso gekonnt. Doch für unsere kleine Chiara sollte es ein ganz besonderer werden. Einige Zeit zuvor hatte sie das erste Mal mit einem richtigen Nordländer gesprochen. Ihr glaubt garnicht, wie aufgeregt sie war, als sie heim kam.
Blutrünstig sah er aus, das war wohl ihr aller erste Eindruck. Dreckige Kleidung, tote, teils blutende Tiere an den Gürtel gebunden, viel zu langes Harr, vom Wind ganz zerwühlt. Im Grunde erschien ihr dieser Mann wohl ganz so, wie man es hier vom rauhen Norden erzählt. Die Tatsache, dass sie ihn in den Schatten des Blutgebirges traf, dort, wo der Pass nach Dengra die engste Stelle warf, ließ ihn nur noch noch mächtiger erscheinen. Die Axt, die er bei sich führte, Messer, dutzende Waffen - was immer man in solch einem Moment wahrlich sieht oder dazu denkt- waren wohl die größte Bedrohung die sie bis dahin je erfühlte. Ja, erfühlte wäre wohl das passende Wort- denn eine gefühlte Ewigkeit später- eine Zeit, in der sie schon fast nicht daran glaubte mehr, dass ihr Herz je wieder einen Schlag tun würde, löste sich die Situation auf.
Was genau er sprach konnte sie am Abend kaum mehr zusammenfassen. Doch das, was sie für einen fürchterlichen Krieger hielt, der ihr das Leben rauben wollte, entpuppte sich als Bauer und Koch. Die Waffen die er bei sich führte als Werkzeuge, benötigt um Fleisch für seine Gerichte zu erlegen. Ein Jäger wie Bauer, gezeichnet von seiner Arbeit, von Fleiß und rauhem Wetter.
Es war das erste Mal gewesen, dass sich Chiara überhaupt zu Fuß bis in die Berge wagte. Normalerweise geht sie ihrer Wege am Ufer entlang, an Bergen vorbei, bis der frühe Mittag nahmt, um dann auf leichtem Wege die Straße zurück zu unserer schönen Stadt zu wählen. Ich weiß nicht, was sie dazu bewegte- ob es die Neugier war, das gute Wetter oder zu wenige Pflanzen auf dem Weg, so dass sie weiter kam als sonst. Doch war sie nicht die Einzige, die es jenen Tag zum Pass zog. Fräulein Delara Bint Era stieß nur wenige Zeit später dazu. Eine Südländerin mit der Chiara nun schon einige Zeit zusammen arbeitete. Doch davon verstehe ich nicht viel, so will ich an dieser Stelle nicht unnötig davon berichten.
Die Konstellation im Pass jedoch war für unsere Kleine ein großes Glück. Jene Südländerin die wohl nur stets mit diesem seltsamen Teppich reist benötigte Waren, vorallem wohl Futtermittel für die südländischen Pferde. Herr Tjorgi, der Bauer des Nordens seinerseits hatte wohl Interesse an großen Mengen Dünger, die nur schwer und teuer per Schiff hin und her geschafft werden könnte.
Ich sollte an dieser Stelle wohl erwähnen, dass unser Haus zwar schön ist, doch zu klein als dass unsere Tochter hier arbeiten könnte. Was sie für ihre Alchemie benötigt muss sie in ihrer Banktruhe lagern, da wir einfach keinen Platz dafür haben. So hält sie stets ihr Lager klein und meist muss sie erst wenn benötigt, die Dinge beschaffen, die sie braucht.
Herr Tjorgi aber hatte einen großen Hof. Und er hatte wohl alles dort, was er für den Dünger benötigt- außer einem spontanen Anmischer an genau jenem Tag. So war es Glück- oder Schicksal, dass jene drei aufeinander trafen. Fräulein Delara Bint Era würde die Kosten für die Überfahrt tragen, wenn Chiara ihr dafür Futtermittel mitbrächte, mit bereitgestelltem Gegenwert natürlich. Herr Tjorgi backte unserer Kleinen Kuchen. Und glaubt mir wenn ich euch sage- den kann Chiara wirklich immer essen (verzeih' mein Kind, das musste an dieser Stelle einfach gesagt werden).
Einige Tage vergingen, von jenem Schicksalhaften Moment an. Vorbereitungen, Aufregung, Vorfreude auf die Reise. Alles wurde recht akribisch durchgeplant. Es musste genug Werkzeug vorhanden sein, ein warmer Mantel wie er bei uns fast nie benötigt wird, und auch das Schuhwerk musste neu vernäht werden, damit kein Schnee eindringt. Hach, selten sah ich sie derart oft und schnell durch das Haus laufen, suchend ob sie auch ja nichts vergessen hatte. Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Besuch im Norden. Vorallem an die Kälte. Auch unserer Kleinen wird sie wohl auf Ewig in Erinnerung bleiben.
Glück hatte sie gehabt. Mit dem ersten Schiff des Morgens landete sie an der Stadt am Rande der Welt. Doch wie es auch bei uns heißt "Morgens beißen die Fische am besten", so hielt es wohl auch Herr Tjorgi. Denn zeitgleich mit der sich bedrohlich aufbauenden, nähernden Wache erkannte und begrüßte er sie vom anliegenden Ufer. Wäre man dort gewesen, man hätte sicher die Steine der Erleichterung von Chiaras Herzen fallen hören. Über den Tag der Arbeit mag ich nicht viel Berichten- doch sei gesagt, dass der Bauer seinen Dünger erhielt, und unsere Kleine ihren Kuchen.
Am Abend, spät, mit dem letzten Schiff, alles Gepäck welches sie mitnehmen durfte in Form von Heu und Wachs verpackt nahm sie das Schiff gen Heimat. Ausgeruht kam sie an- ein Wunder, denn es war ihre erste Nacht fern ihres eigenen Bettes, und dann auch noch auf einem schaukelnden Schiff. Doch unserer Tochter scheint mit Segen des gesunden Schlafes beschenkt worden zu sein.
Sie ließ uns die Sonne des Nordens am Tage ihres Reiseberichts im Hause erstrahlen. Mit vor Aufregung glänzenden Augen berichtete sie von den massiven, hözernen Häusern in denen ganze Bäume zu stecken schienen. Von den weißen Bergen die die Sonne so hell wiedergaben wie sie hier nur an besten Samhrachtagen scheint. Von Gerüchen, wie sie sie noch nie so gemischt in einer Küche aufnahm, Wärme, knisterndes Feuer, Kuchen und Honigduft gemischt mit - frischem Fisch. Heiße Quellen soll es gar dort geben, Wasser so warm dass man nackt darin baden könnte erzählte ihr Herr Tjorgi. Und obgleich ich froh bin, dass sie ihren Anstand bewahrte und diesem Abenteuer nicht sofort nachkam, so bin ich mir sicher eines Tages mindestens von den Pflanzen zu hören, die am Rande jener Quellen wachsen. Dies jedoch, mein werter Leser, ist wohl eine andere Geschichte, und so wünsche ich Euch eine gute Reise, sollte Euch Euer Weg selbst einmal in das Land der weißen Berge führen.

 
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