Scherben der Vergangenheit
  [Search] Suche   [Recent Topics] Neueste Themen   [Hottest Topics] Die heissesten Themen   [Top Downloads] Angesagteste Downloads   [Members] Mitgliederliste   [Groups] Zurück zur Startseite 
[Register] Registrieren /  [Login] Anmelden 
Alles hat seinen Preis  RSS feed
Übersicht » Kaiserreich
Autor Beitrag
Amelion



Beigetreten: 19.10.2016 22:20
Beiträge: 4
Offline

Wen auch immer er auf seiner Reise traf, er bekam immer die gleichen Antworten wenn er sie über die Stadt des Glanzes befragte. „In dieser Stadt ist einem das Glück hold...“. „...dort können man sich einen Namen machen...“. „ …die Drachmen verdienten sich quasi von allein...“. Eonan konnte bei diesen Versprechen nur müde lächeln. Ein Ort an dem Milch und Honig fließt, die Straßen mit Drachmen gepflastert... sicherlich und die Tauben fliegen einem gebraten in dem Mund…
Vermutlich würde sie so sein wie jeder anderen großen Stadt die er bisher gesehen hatte auch. Jene die ohne hin genug Drachmen und einen gewissen Ruf besaßen würden ihren Besitz und Ansehen weiter steigern in dem sie die mit niederem Stand ausbeuteten. Die Bürger würden sich solange abrackern bis sie ins Grab vielen nur um in bescheidenem Wohlstand zu leben. Die untersten Schichten hingegen fristeten ihr erbärmliches Leben am Rande ohne jedwede Beachtung, darauf hoffend, dass einmal ein Krümel für die abfällt. Oder sie schnitten sich lieber gegenseitig die Kehlen für ein Stück Brot auf anstatt gegen die Obrigkeit zu rebellieren. So war es überall...

Deutlich von der Reise gezeichnet streifte er am Morgen auf der Suche nach einer Bleibe durch die noch ruhigen Straßen der Stadt. Die einfache Leinentunika war verschlissen und schmutzig, der Umhang bestand mehr aus Löchern als aus Stoff. Das fettige, strähnige Haar umrahmte sein müde wirkendes, eingefallenes Gesicht. Er bezweifelte, dass er so eine bleibe für die Nacht finden würde. Er würde nicht einmal ein Zimmer an sich selbst vermieten, so wie er aussah und so fand er sich schon mit dem Gedanken ab in einer Seitengasse zu nächtigen, es wäre nicht das erste Mal. Die Stadt selbst war so wie man sich eine Stadt vorstellte in dem der Kaiser residierte. Breit angelegte Straßen und Plätze gesäumt von herrschaftlichen Anwesen und Häuser die vom Wohlstand und Reichtum ihrer Besitzer zeugten. Dazwischen lagen gepflegte und aufwendig angelegte Parks. Er fragte sich wie lang es wohl dauern würde bis er auf die Kehrseite stoßen würde.

Nachdem er mehrere Stunden erfolglos durch die Stadt irrte, rang er sich schließlich doch dazu durch jemanden zu fragen. Auf dem Marktplatz sprach er eine Frau an, die sich später als Kelia vorstellte. Während ihrer Unterhaltung gesellten sich eine weitere Frau und ein Mann dazu, Ravena und Grandier. Er stellte sich ihnen als Calath vor. Calath... der Name hatte für ihn keine Bedeutung und war daher so gut wie jeder andere auch. Es überraschte ihn, dass die Menschen hier gegenüber Fremden so aufgeschlossen und hilfsbereit waren. Nicht nur, dass sie ihn durch die Stadt zu einem Gasthaus führten, sie luden ihn auch zum Essen ein. Eonan wusste nicht was er davon halten sollte waren sie wirklich nur hilfsbereit oder einfach nur neugierig. Weshalb luden sie ihn zum Essen ein? Wenn er eines gelernt hatte dann, dass es auf dieser Welt nichts umsonst gab. Erwarteten sie eine Gegenleistung? Andererseits hatte er seit Tagen nichts mehr anständiges zu essen bekommen. Er überspielte Zweifel und Unsicherheit mit Freundlichkeit und schob sein Misstrauen für den Moment zur Seite.

Kurz nach dem sie die Bestellung aufgegeben hatten verabschiedete sich Grandier, die beiden Frauen leisten ihm weiterhin Gesellschaft. Eonan musste sich zurück halten, dass er das Essen nicht herunterschlang wie ein halbverhungerter Wilder. Die Gespräche die sie während des Mahls führten halfen seinen Appetit etwas zu zügeln. Sie unterhielten sich über die Stadt, dem Tagwerk dem sie nachgingen und ihre Geburtsorte. Die üblichen Themen die man mit Unbekannten zwanglos führen konnte. Es war ungewohnt für ihn so lange mit Menschen zu reden die er nicht kannte und die keine Kunden oder Aufträge waren. Bei letzteren dauerten die Gespräche ohne hin nie lang und endeten meist in Handgreiflichkeiten. Auch wenn er es sich nur widerwillig eingestand, nach der langen Reise allein begrüßte er die Gesellschaft der beiden Damen.

Nachdem sie ihr Mahl beendet und noch einen kleinen Umtrunk zu sich genommen hatten, verabschiedete sich Eonan schließlich. Eine innere Unruhe, das dringende Verlangen nach einem Bad und Schlaf überkam ihn. Auf dem Marktplatz kaufe er von den wenigen Dukaten die er noch besaß neue Kleidung und machte sich dann auf zum Badehaus ehe er nach einem ausgiebigen Bad im Zuber zu dem Gasthaus neben der Bank zurückkehrte. Bei der Wirtin, kaufte er noch ein Gewürzbier und zog sich dann auf sein Zimmer zurück. Nichts Besonderes ein einfaches Zimmer mit Bett, Kommode und einem kleinen Tisch mit Stuhl. Es würde genügen. Er stelle den Stuhl an das Fenster und machte es sich dort mit seinem Bier bequem. Auf der Straße unter ihm war reges treiben, Händler, Kaufleute, Bürger, Wachen alle gingen ihrem Tagwerk nach. Schnell zog er die Vorhänge zurück, obwohl er sich nur im ersten Stock befand bereitete ihm die Sicht aus dieser Höhe Unbehagen und Schwindel.
Er leerte eilig seinen Krug und als ein warmer, angenehmer Schwindel eintrat der seine Sinne zu vernebeln begann erhob er sich. Mit dem Stuhl verbarrikadierte die Tür, sein Langschwert legte er griffbereit auf die Kommode. Mit einem langen, erleichterten Seufzer ließ er sich auf das Bett fallen. Nach dem harten Boden auf dem er die letzten Tage geschlafen hatte war das hier die reinste Wohltat.
Er starrte hinauf zur Denke. Während er darauf warte bis ihn der Schlaf umfing ging ihm immer wieder eine Frage durch den Kopf. Würden sie ihn auch hier finden? Doch er kannte die Antwort darauf bereits. Natürlich würden sie, so wie sie es immer getan haben....

[ICQ]
Amelion



Beigetreten: 19.10.2016 22:20
Beiträge: 4
Offline

Mit einem stumpfen Schrei, der einem Keuchen glich schreckte Eonan aus dem Schlaf auf. Kalter Schweiß rann ihm über Stirn und Rücken und die weit aufgerissenen Augen blicken sich suchen im halb Dunkel des Zimmers um. Die kleine Kerze auf der Komode warf ein paar schwache, flackernde Schatten auf die Wände und draußen rüttelte der Wind gegen die Fensterläden, sonst war dort nichts. Nach einer Weile beruhigten sich Atmung und Herzschlag wieder und er gewann seine Orientierung wieder. Immer noch benommen fuhr er sich mit der rechten Hand über die sternförmige Narbe an seiner linken Schulter. Sie schmerzte wieder…
Seufzend erhob er sich ging zu der kleinen Komode mit der Kerze. Aus einem Tonkrug schüttete er frisches Wasser in die Waschschüssel und wusch sich Gesicht und Arme. Das kalte Wasser tat gut, es schärfte seine Sinne und vertrieb langsam die Stimmen und Schreie die immer noch in seinem Kopf wie ein Echo hallten. Er nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche mit Gewürzwein um auch die Letzten von ihnen zum Schweigen zu bringen.

Fast zwei Wochen waren seit seiner Ankunft hier vergangen. Zwei Wochen ohne dass ihn Alpträume jede Nacht aus dem Schlaf rissen. Fast hatte er gedacht er hätte sie, wie alles andere auch hinter sich gelassen und nun waren sie zurückgekehrt. Allen Anschein nach noch schlimmer, noch realer als zuvor. Wie naiv war er doch gewesen....

Schnell zog er sich Tunika, Gugel und Umhang über, band sich sein Langschwert an den Gurt und stürmte zur Tür. Er musste hier aus. Hastig schob er den Stuhl, mit dem er immer noch jede Nacht die Tür verbarrikadierte zur Seite und verließ das Gasthaus. Auf den noch dunklen und leeren Straßen eile er zu den Stadttoren und hinaus zu Klippen vor der Stadt. Dort angekommen ließ sich auf einem Baumstamm nieder und atmete tief durch. Er Einsamkeit und Stille die nur vom Tosen des Windes und der Wellen durchbrochen wurde.
In Gedanken versunken, blickte Eonan hinaus auf das Meer. In der mondlosen, wolkenverhangenen Nacht wirkte die See noch dunkler und tiefer. Der starke Südwind peitsche gegen das Wasser, türme die Wellen mannshoch auf und trieb sie unbarmherzig gegen die Klippen, wo sie tosend und schäumend zerbarsten. Fast schien es so als wäre die See ein Spiegelbild seiner Gedanken und Stimmung.

Er musste sie endlich los werden bevor sie ihn endgültig in den Wahnsinn trieben. Um jeden Preis.

[ICQ]
Amelion



Beigetreten: 19.10.2016 22:20
Beiträge: 4
Offline

Was für ein Nest. In der warme schwülen Luft, die nach Modder und Faulgasen roch fiel das atmen schwer. Mückenschwärme folgten einem auf Schritt und Tritt und wenn es regnete, und es regnete fast immer watete man auf den wenigen Wegen, die nicht als Hochwege auf Pfeilern angelegt warten knöcheltief durch den Schlamm. Selbst am Nachmittag war es hier trüb und diesig, durch den Schatten den die hohen weit ausladenden Kronen der Mangrovenbäume warfen. Trotz allem fühle er sich hier wohl, fast heimisch. In der Stadt des Glanzes hatte er sich, zwischen all den reichen Kaufleuten und Händlern, dem Hochadel und den ach so edlen Krieger deplatziert und fremd gefühlt. Dengra hingegen passte zu ihm und es kam ihm seltsam vertraut vor. Hier hatte er nicht das Gefühl sich verstellen zu müssen, zumindest nicht so wie in der Stadt des Glanzes.

Was ihn hier her trieb wusste er nicht genau, ebenso wenig was er sich hier erhoffte. In der Kaiserstadt waren die Träume die in plagten zuletzt schlimmer geworden. Realer, lebendiger als jemals zuvor und die wenigen Nächte in denen sie ihn nicht heimgesucht hatten, träume er vom Sumpf. In seinen Träumen stolperte er zwischen den Mangrovenbäumen durch das Sumpfland, dichte Nebelschleier bedeckten den Boden, verdecken schlammigen weichen Morast. Kein Vogel, kein Frosch nicht einmal das Rauschen des Windes der durch die Baumwipfel fuhr war zu hören. Nur Stille. Verschwommen und schemenhaft glaubte er die Ruinen einer Stadt zu erkennen, die er jedoch nie erreichte. Und dann waren da diese Steine, pechschwarz und mannshoch ragten sie bedrohlich aus dem Sumpf. Immer wenn er auf einen traf blieb er wie angewurzelt davor stehen, streckte die Hand nach ihm aus. Doch jedes Mal kurz bevor er ihre glatte Oberfläche, die alles Licht zu verschlingen schien berührte, erwachte er. Eonan wusste nicht was diese Träume, die Dinge und Orte die er dort sah bedeuteten, oder ob sie überhaupt etwas zu bedeuten hatten. Vielleicht entsprangen sie auch einfach nur seinem kranken Verstand.Nachdem er das fünfte mal in Folge vom „verlassenen Land“ geträumt hatte brach er nach Dengra auf. Er war der Stadt ohnehin überdrüssig.

Die ersten Wochen in Dengra verbrachte er damit den Sumpf zu erforschen, jene Orte zu finden die er in seinen Träumen sah. Ein gefährliches Unterfangen den der Sumpf und seine tierischen Bewohner waren tückisch. Auf seinen Streifzügen fand er schließlich auch die Orte von denen er geträumt hatte. Die Ruinen des Dorfes die von unzähligen Untoten bewohnt waren, die seltsamen Obelisken und noch einige andere merkwürdige, unheimliche Orte. Ihre Geschichte und Bedeutung blieb ihm jedoch vorerst verborgen. Vielleicht würde er von den Einheimischen mehr über sie erfahren.

Zu seiner Überraschung wurden die Alpträume weniger. Allerdings fiel im auf, dass es ihm zunehmend schwerer fiel einzuschlafen. Nach etwa zwei Wochen fand er schließlich kaum mehr Schlaf. Nacht für Nacht wälzte er sich auf seinem provisorischen Langer hin und her, unfähig einzuschlafen. Völlig entnervt stand er dann auf, streifte ziellos durch das Dorf oder schlug sich die Nacht in der Taverne um die Ohren. Kehrte er daraufhin in den frühen Morgenstunden auf sein Nachlager zurück sank er zumindest für ein paar Stunden in einen leichten Schlummer, der aber wenig Erholung bot.

Hin und wieder begegnete er auf diesen Streifzügen der Kommandantin des Juwels der Wüste. Bisher hatte er nicht viel mit dem Süden und dessen Bewohnern zu tun gehabt, worüber er nicht gerade traurig war. Dieses Volk machte auf ihn immer einen befremdlichen Eindruck. Er wusste nicht, wie er mit der stolzen aber kühlen Art der Verborgenen, die er als arrogant empfand umgehen sollte. Delara bildete da keine Ausnahme und die paar Gespräche die er mit ihr geführt hatte, empfand er als kompliziert und verwirrend. Vermutlich beruhte dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit. Er schmückte seine Sätze, mit bedeutungslosen Floskeln und sie nahm vieles zu wörtlich. Wen sollte es daher verwunderlich, dass es zu Missverständnissen kam. Eines Nachts, als er sie wieder am Feuer traf, gab sie ihm jedoch einen Rat über den er noch lange nachdachte.

In jener Nacht gesellte er sich zu ihr ans Feuer, starrte in die Flammen und nippte lustlos an einem Krug mit Birnenmost. Bis auf ein knappes „Grüsse euch“ hatte er kein Wort über die Lippen bekommen, denn weder stand ihm der Sinn nach einer Unterhaltung, noch wusste er über was er mit ihr reden sollte. „Wartet ihr auf jemanden“ frage sie ihn und brach schließlich das Schweigen. Während Eonan sich noch wunderte warum jeder ihm diese Frage stelle schüttelte er den Kopf und presst ein fast schon verbittertes „Finde keinen Schlaf“ hervor. „Hrm…scheint in der letzen Zeit recht häufig vor zu kommen. Woran liegt das?“ Er wendete seinen Blick von den Flammen ab und sah zu ihr hinüber. Mehr als ihre Umrisse konnte er im flackernden Licht des Feuers jedoch nicht erkennen. Er zögerte. Was sollte er schon auf diese Frage antworten. Die Schlaflosigkeit hatte vermutlich den gleichen Ursprung wie seine Alpträume und von diesem konnte und wollt er ihr nicht erzählen. Außerdem, was kümmerte es sie überhaupt? Nach einem Augenblick der ihm wie eine Ewigkeit vorkam, wendete er seinen Blick wieder von ihr ab starrte wieder zurück zum Feuer. „Eine gute Frage, auf die ich zu gerne die Antwort wüsste“ erwiderte Eonan schließlich. „Ihr solltet Amin aufsuchen… er heilt nicht nur körperliche Gebrechen...“.
Amin, der Name kam ihn bekannt vor. Er hatte ihn vor einiger Zeit schon einmal in der Kaiserstadt gehört und er schien einen ausgezeichneten Ruf als Heiler zu genießen. Vielleicht sollte er ihn wirklich aufsuchen, vielleicht kannte er eine Lösung, eine einfache. Einen Versuch war es wert…
[ICQ]
 
Übersicht » Kaiserreich
Gehe zu:   
Powered by JForum 2.4.0 © 2015 JForum Team • Maintained by Andowson.com