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Der Moment, an dem alles still wurde. RSS feed
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Flora


Joined: May 29, 2015
Messages: 10
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Die Tür war metallbeschlagen und das Fackellicht wurde matt davon reflektiert. So tief in der Kanalisation der Stadt, weit abseits von den tatsächlichen Gängen waren die Gerüche anders: Es roch modrig und die Luft war abgestanden.

Flora sah zu ihrer unschuldigen Begleiterin. Nervös war sie, wahrscheinlich zitterte sie und ihre Gedanken rasten. Die Rüstung in die ihre Begleiterin eingepackt war trug unter dem Stoffumhang und dem Mantel deutlich auf. Ihren Bogen hatte sie umklammert. Flora selbst spürte die Euphorie, alle eingenommenen Tränke und Dinge entfalteten sich - sie war auf dem Höchstpunkt. Ihre Haut kribbelte, hinter ihrer Stirn explodierte die Anspannung in Rage.
Wer auch immer hinter der Tür nun war, er würde hören wie sie geöffnet wurde und dass jemand den Ort des Treffens betrat. Letzte Anweisungen wurden leise ausgetauscht. Verabredete Handzeichen. Ohne zu Zögern schickte Flora ihre unschuldige Begleiterin vor und wartete - erst blieb sie direkt in der Tür stehen und spannte Floras Geduldsfäden bis zum Zerreißen. Der kleine Raum war angefüllt mit mindestens drei Personen, aber solange die Tür blockiert war, war es unmöglich einzudringen.
Flora war bereit das Totem zu nutzen, um jeden in diesem Raum zu töten - Schritt für Schritt schlich sie unbemerkt an der Wand entlang. Schatten flackerten an den Wänden entlang.

Trigema, das Zielobjekt, stand mitten im Raum an einem Tisch. Zwei Wachen direkt an der Tür. Alle begrüssten Floras Begleiterin - es war eingefädelt worden, dass man jemanden von der Bruderschaft erwartete. In Trigemas Augen begann gerade das Treffen und die Unterredung - der rote Konvent agierte stümperhaft, gar arrogant. Viel zu vertrauensselig. Was dachten sie, mit wem sie sich hier treffen und Zwiesprache halten würden?

Zorn entlädt sich, eine Speerspitze ragt aus der Brust der ersten Konventwache. Herz und Lunge sind durchbohrt, das erste Leben endet binnen Sekunden. Die zweite Wache liefert Flora einen passablen Kampf von wenigen Sekunden - Stab gegen Speer, frontal.
Dann wird alles schwarz. Trigema wird von Floras Begleiterin getroffen. Ein Pfeil?

Schmerz raste durch Floras Seite. Trigema stand über ihr, die angelegten Fesseln befand Flora als schwach und lächerlich. Ihre Begleiterin war auch verschnürt. Die Wachen des Konvents lagen in Blutlachen. Flora grinste unter ihrer Maske mit weit geöffneten Augen.
Trigemas Ende beginnt damit, dass Floras Begleiterin gefoltert wird. Nicht Flora. Dumme Entscheidung.
Trigemas Ende ist blutig. Eine Wurfaxt im Oberschenkelmuskel, ein Stummel am rechten Arm - Flora verpackte die Hand in einem Beutel - und Floras Begleiterin senkt langsam einen Dolch vom Schlüsselbein ausgehend in ihr Herz. Trigemas Blick verbirgt nicht den Wahnsinn und die Verzweiflung. Eigentlich ist das eine ganz hübsche Frau, aber mit dieser Fratze ist das nun verblichen.

Und dann beginnt die Stille. Warmes Blut rinnt über den Boden. Eine Hand an einem Dolch, ein Leben endet. Flora hält den Atem an. Die Begleiterin kniet, in ihrer Unschuld, zerbrechlich und schwach. Sie wird erkennen, dass sie nun eine Mörderin ist. Der Moment, an dem alles still wurde.
Flora


Joined: May 29, 2015
Messages: 10
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Holz splitterte, als ihr Hühne von Begleiter durch den unmenschlich starken Schwung von Sajah gegen den Schrank gedrückt wurde. Das alte Mangrovenholz war trotz aller Nässe im Sumpf hier in diesem Haus so getrocknet, dass der Aufprall knackte und das Holz spröde barst.
Der Hühne sackte etwas ein. Etwas unterhalb der Schulter ragte vorn ein Bolzen aus seiner Rüstung. Er war durch das Lindwurmleder eingedrungen. Nicht tief, da er nicht abgeschossen wurde, er wurde mehr zur Waffe der Wahl für Sajah, fast sah das für Flora wie ein Verzweiflungsakt aus.
Flora war auf den ersten Blick schon bewusst geworden, dass es ein Gift sein muss, das ihr Begleiter da abbekommen war. Aber in diesem Moment noch ahnte sie nicht im Ansatz was nun kommen würde.

Erinnerung
...Jahre zuvor, an einem turmartigen Gebilde aus dunklem, geformten Stein. Ein Magier, sein Name war Mendeo von Antares, wurde gerade von Floras Reflexbogen erfasst. Die Entfernung: Zu hoch für den Reflexbogen. Dennoch hatte sie keine Wahl, Magier zauberten schnell und setzten sich schnell zur Wehr. Reflexbögen jedoch, gerade so einer aus Tamariske, waren sehr leichte und schnell spannbare Bögen. Mit nur geringer Positionsveränderung war es möglich sehr exakt damit zu schießen - und theoretisch zu treffen. Vorausgesetzt, man übertreibt es nicht mit der Entfernung. Damals war es eine Abwägung. Näher ran und vorab entdeckt werden? Aus der Entfernung angreifen und hoffen, dass ein einzelner Pfeil tötet? Hätte ein schwerer Bogen hier Vorteile? Sollte sie lieber auf eine Nahkampfgelegenheit warten?

Flora entschied sich und ließ den Pfeil los. Er traf. In den linken Fuß. Sie vermutete eher einen Streifschuss, der Pfeil steckte nicht. Mendeo schrie, aber er war erfahren. Katzenartig bewegte sich Flora aus ihrem Versteck und sprang das Sims des Gebäudes hinab, auf dem sie stand um die Entfernung zu verringern. Ein zweiter Pfeil wurde angelegt. Sie achtete nicht auf die Worte Mendeos, aber definitv passierte ein Zauber. Der zweite Pfeil traf voll - theoretisch. Er blieb in der Luft hängen, stoppte und eine Entladung blitzte um Mendeo auf, als der Pfeil durch die schützende Magie vernichtet wurde...


Schwarzer Drache
Der Schmerz raubte Flora für einen Moment fast die Sicht. Dumpf war der Treffer, ein Sirren ging durch ihre Ohren. Die Welt vor ihren Augen begann kleiner zu werden, düsterer. Rötlich.
Dann ein Rauschen. Die Droge entfaltete unvermittelt und zur selben Zeit ihre volle Wirkung, der Schub setzte ein und produzierte ein Hochgefühl. Ihr Körper schleuderte sich in den Schatten. Ihr Gefährte, der Hühne, er hatte rotunterlaufene Augen, war komplett durchgedreht. Das Gift hatte nicht seinen Körper vergiftet, sondern seinen Verstand. Sein magischer Kampfstab - eigentlich eine viel zu klobige Waffe um die Luft zu durchschneiden - machte beim Hieb ein bedrohliches Geräusch. Flora entglitt dem Treffer. Schattensprung.
Zeit und Raum zerbrachen in diesem Moment. Als ihre Füße auf dem Boden aufkamen stand sie in jenem alten Gemäuer an dem der schwarze Drache sie beauftragt hatte. Ihr Rapier hatte Sajah aufgespießt, sie röchelte und sank zu Boden. Die Klauen des Drachens hatten Floras Begleiter gepackt, dieser tobte in Raserei und Zorn.

Flora hörte nichts mehr. Dann stand sie wieder in der Villa. Sajah war am Boden und übte einen Druck mit ihrem Gewicht auf den Rapier aus, so dass Flora ihn mit einer Handbewegung versuchte herauszuziehen.
Es war vorbei. Und ihr Begleiter? Wo war er? Sie sah sich um...
Rao


Joined: Mar 22, 2015
Messages: 14
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Das Licht im Kult war gedämpft, nicht aus Rücksicht – sondern weil die Umgebung es gar nicht anders erlaubte. Vielleicht auch aus Prinzip.

Rao stand über der Bahre. Die Leiche vor ihm war noch fast schön: der Leib schmal, aber kraftvoll, unter dem dunklen Leder; die Lippen blass, doch nicht geschrumpft. Nur das Rapierloch, durch den Oberkörper gebohrt wie ein zweites Herz... ein visueller Hinweis für die Gewalt. Viel hatte er ja nicht an Informationen von Flora erhalten.

"Name: Sajah Cantara
Zustand: sauber
Verletzung: rechts vom Sternum
Gleichzeitig Todesursache
Wenige sichtbare Prellungen"
, kurze Notizen in einem Buch. Eine Skizze mit exakter Lage der Stelle der Durchdringung wurde gleich noch daneben gezeichnet.

Er trug keine Robe. Nur ein schwarzes Arbeiterhemd von Magnus, die Ärmel hochgerollt, die Hände in schwarze Lederhandschuhe gehüllt. Die Luft roch nach Salbei, etwas holzig und erdig, nach altem Öl, schwach nach Eisen.

Neben ihm lag ein flacher, messingfarbener Kasten, darin Werkzeuge: nicht nur chirurgische Instrumente, sondern auch kleine Wachsplatten, versiegelte Phiolen mit trüber Flüssigkeit, kleine schwarze Salbentiegel und ein sehr feines, goldenes Garn.

Er begann bei den Augen.

Mit einer schmalen Pinzette schloss er die Lider, träufelte eine Mischung aus dunklem Lotos, Schlangengift und Öl auf die Wimpern. "Augen noch nicht trüb. Fokus auf Erhaltung der visuellen Wahrnehmungsfähigkeiten.", eine weitere Notiz.

Dann zog er mit ruhiger Geste das Oberteil der Rüstung zur Seite. Die Wunde war fast zu gut für ihn, gar elegant – ein sauberer Stich, durchbohrt, ohne Zersplitterung. Er legte zwei Finger darauf, als würde er fühlen, wie lange der letzte Herzschlag zurücklag. Doch er nahm Maß. Ein Rapier ist eine schlanke Waffe, wirklich perfekt für seine Zwecke.

Mit der anderen Hand malte er ein kleines, kreisförmiges Zeichen um den Eintrittspunkt – drei Punkte im Dreieck, verbunden durch eine einzelne Spirale. Das Siegel würde der Eintrittspunkt werden.

Dann folge das Messer. Er hatte Leon einst angewiesen dieser Klinge einen Schliff mit Korund zu verpassen.

Ein Schnitt entlang der Wirbelsäule, vorsichtig, exakt. Nicht um zu öffnen – sondern um die Sehnenlinie freizulegen, den Ort, an dem sich einst Leben in Bewegung übersetzte. Er drückte ein goldumrahmtes, rundes Monokel ins rechte Auge. Dann setzte er das Garn an – ein goldener Faden, der durch eine Mischung von Ektoplasma und negativer Essenz gezogen wurde. Er wirkte keine Magie an dieser Stelle. Es war ein langsames, stilles Nähen und Binden mit nur einem Resultat oder Ziel: Er wollte es wie einen Griff nutzen können.

„Kontaminierter Goldfaden eingefügt“, die Feder kratze im Buch. Trotz des Fehlens der Wahrnehmung von Umgebungstemperatur an diesem Ort, hatten ihm nun die Konzentration und Anstrengung, ein paar Tropfen Schweiß abverlangt. Er wischte mit dem entblößten Unterarm über seine Stirn. Dann streckte er sich durch. Zu lange in so einer Haltung zu verweilen war er nicht gewohnt.
„Seelenverbindung wird vorbereitet, Bindungsblut noch nicht besorgt“

Er versiegelte den Körper mit einer dünnen Hautschicht aus eingedicktem Harz, geschmolzenem Wachs und mit Alraune angereicherter negativer Essenz. Danach trieb er eine dünne Phiole in die Rapierwunde, er versenkte sie tief und verkorkte sie. Am Korken befestigte er einen geschliffenen Karneol, in diesen hatte er mit einem Diamant eine Einritzung vorgenommen: ein Auge ohne Pupille. Dieser lag nun direkt über der Eintrittswunde des Rapiers und verdeckte sie.

Die letzte Handlung war einfach:
Er öffnete eine Phiole und was aus ihr aufstieg, das hauchte er der Toten auf die Stirn. Ein Hauch, wie dunkler trüber Nebel - er ging durch die Stirn hindurch.

Der Körper lag still. Leise. Geschützt.

Nicht belebt. Noch nicht.
Aber bereit.

Rao trat zurück, wusch und trocknete sich die Hände.
 
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