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Der Geist in der Lampe RSS feed
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Takama


Joined: Jun 1, 2024
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Eines Nachts, als der Mond silbern über den Dünen hing und die Sterne wie Diamanten funkelten, saßen Takama und Kesvinn wie so oft in Delaras und Issams Serai am Teppich. In jener Nacht berichtete Takama ihrer Freundin von einer seltsamen Entdeckung. Vor einigen Nächten hatte sie einen schattenhaften Fleck im Sand gesehen, der verschwunden war, sobald sie sich mit einer Fackel näherte. Der Fleck, erzählte sie, war vielleicht nur eine Einbildung oder vielleicht ein Tier - sie war unsicher, doch war es dennoch bemerkenswert genug Issam davon zu berichten. Issam erzählte ihr von einer Vergangenheit des Juwels und dass einiges in dieser Stadt anders war, als es an anderen Orten der Welt zu sein schien. Er meinte, dass die Grenzen der Sphäre brüchig wären.

Kesvinn erinnerte das an eine Prophezeiung, die ihr vor kurzem von einem nordländischen Druiden namens Godric übermittelt worden war. Godric hatte ihr geraten, keine Angst vor der Dunkelheit zu haben und ihr versichert, dass sie zurückkehren werde, egal wohin die Dunkelheit sie führte. Diese rätselhaften Worte hatten sie seitdem begleitet, ohne dass sie deren Bedeutung entschlüsseln konnte.

Takama, gepackt von Aufregung und Neugier, wollte auf die Suche nach dem Phänomen gehen. Kesvinn schien dem nicht abgeneigt. Entschlossen machten sich die beiden Frauen auf den Weg. In der etwas kühleren Nachtluft schritten sie durch die stillen Straßen der Stadt, bis sie den Ort erreichten, den Takama beschrieben hatte. Dort, auf dem sandigen Boden, erschien der seltsame Fleck erneut, schwach und schattenhaft im Licht des Mondes. Er verschwand als sie sich mit ihren Fackeln näherten, doch fanden sie einen weiteren solchen Fleck. „Lass uns ohne Fackel näherkommen,“ schlug Kesvinn vor, fest entschlossen, das Rätsel zu lösen.

Sie näherten sich dem Fleck, und als Takama aus Ratlosigkeit um dessen Natur eine Münze darauf fallen lassen wollte, wurde die Welt um sie herum plötzlich in tiefste Dunkelheit gehüllt. Jedes Gefühl von Wärme, Wind oder Temperatur verlor sich, und als sie ihre Augen öffneten, fanden sie sich in einer gespenstischen Spiegelwelt wieder. Diese finstere Version ihrer Stadt war erfüllt von wispernden Geistern und Schatten, die sich wie Nebel durch die Straßen bewegten.

Entsetzt suchten sie nach einem Weg zurück, doch jede Straße schien sie tiefer in das Labyrinth der Dunkelheit zu führen. Schließlich erreichten sie das Haus, in dem sie lebten, nun ein unheimliches Spiegelbild seiner selbst. Kesvinn lenkte ein Gespenst ab, dann flüchteten sie sich ins Obergeschoss. Von oben entdeckte Takama alte, gülden schimmernde Lampe im Brunnen des schattenhaften Serais.

„Sieh mal, diese Lampe,“ sagte Takama und war schon auf dem Weg jene Lampe zu holen. Zu ihrer Überraschung gelang es nur ihr mühelos sie zu tragen und zu heben, während Kesvinn sie nicht einmal bewegen konnte.

Die Lampe schien an manchen Stellen blank gerieben, als ob jemand sie benutzt hätte. Mit einem Funken Hoffnung rieb Takama die Lampe, und plötzlich erstrahlte ein blendendes Licht. Das Dunkel um sie herum zerbrach wie Glas, und sie fanden sich wieder in ihrer vertrauten Welt, unter dem sternenklaren Himmel der Wüste.

Die Prophezeiung des Druiden hatte sich erfüllt. Kesvinn und Takama waren ohne Angst in die Dunkelheit gegangen und hatten den Weg zurück gefunden, indem sie die Wunderlampe entdeckt hatten. Und so begab es sich, dass Takama fortan an jedem Tage in der Wüste eine kleine Öllampe an ihrem Gurt trug. Eine Lampe, die scheinbar so schwer war, dass niemand sie anheben konnte - bis auf Takama.
Takama


Joined: Jun 1, 2024
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Takama schlief nicht. Sie war aufgeregt. Aber sie wusste, dass sie Schlaf brauchte. Kesvinn war bereits gegangen, das gefiel ihr auch nicht sonderlich. Etwas an dieser Situation war seltsam, es war wie eine Zuspitzung.

Sie war zu müde gewesen. Was der Geist in der Lampe wollte, war klar und einfach. Das Grab Aldars hatte einen Schlüssel um die Lampe zu öffnen. Er wollte also frei sein und da raus. Das Grab lag wohl unbesucht und verschlossen irgendwo vergraben im Sand. Ja, so einfach. Zu einfach.
Ihr dämmerte bereits, dass es zu allerlei Problemen führen wird. Aldar war der Erbauer des Juwels und auch der, der es ins Verderben stürzte. Gräber waren zudem etwas, das man in Ruhe lassen sollte. Der Geist in der Lampe sagte das auch direkt, dass es Probleme in Volk geben werde, würden sie dort hingehen. Er wusste es.
Takama malte sich viele Gesprächsausgänge aus. Sie drehte und wendete das Problem, aber es wurde dadurch auch nur immer größer statt kleiner.

Ein beliebiger Wunsch. Takama sah darin die Wiedergutmachung, die sie an der Welt leisten konnte. Ihr wurde übel, ihr Magen krampfte. In jener Nacht verließ sie das Serai und wanderte durch ein dunkles, von Wolken behangenes Juwel.
Takama


Joined: Jun 1, 2024
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Es lag bereits in einer Vergangenheit, die kaum noch greifbar war.

Kaum noch konnte sie sich an die Atmosphäre in dem Tempel erinnern. Es war muffig, es machte seltsame Geräusche. Nebst Fallen und Rätseln trafen sie auf Untote. Takama lernte Angst und Ekel kennen, die Untoten den Säbel von Kesvinn.
Jetzt im Rückblick war alles anders. Was sie aber noch wusste und nicht so leicht loswurde, war eine tief sitztende Sache. Sie glich fast wie einer Wunde.
Takama kniete vor einer Frau, sie erschien am Ende ihres Wegs im Tempel - eingesperrt in einen Kreis. Einer Luftbarriere. Sie sah Kesvinn so ähnlich. Blitze durchzuckten Takamas Körper: die Barriere reagierte auf unbefugten Übertritt. Takama wurde zu einer Zuschauerin, gefangen in einem krampfenden Körper, der von Schmerz geflutet, aber sich auch von ihr getrennt hatte. Schleichend kam da eine brennende Wahrheit in Form von gleissenden Gedanken: Dies ist mein Ende.
Sie starrte nur auf die Frau in diesem Moment. Die Tränen in ihrem Gesicht hatte sie schon nicht mehr wahrgenommen.

Wochen später.
Takama hatte durch den Wunsch Kesvinns an den Geist in der Lampe überlebt. Der Geist war nun weg. Wohin? Unbekannt. Die Frau war auch weg. Und Takama? Sie musste die Akademie besuchen, was auch immer der Geist zur Rettung gemacht hatte, Takama musste Elementarscholarin werden. Das war eine Art Schub für sie, sie spürte Euphorie und verdrängte jeden Anflug von Überforderung ob all der Aufgaben, die sich schon bei ihr ansammelten. Sie hatten jetzt auch das Plateau der Elemente zusammen mit Mathilda und Godric besucht. Sie wollten diese Unbekannte suchen. Ein schwieriges Unterfangen, es würde wohl eine langwierige Sache werden. So kam es nach vielen Tagen und Nächten voller Unruhe und Geschäftigkeit zu einem weiteren Treffen.

Mathilda und Godric hatten eine Marid befragt, wo die Unbekannte wäre - eigentlich ergebnislos. Doch da saßen sie nun, weit entfernt vom Juwel, neben dem Turm, der in einer verlassenen Oase thronte. Die Sonne war dabei sich zu verabschieden und Takama entschied sich eine Fackel aufzustellen, die dann leise vor sich hinknisterte.
"Tut, was nötig ist. Die Akademie steht hierbei hinter euch. Ihr seid angehende Elementarmagierin und eine vielversprechende Scholarin, die Sache liegt aus Sicht der Akademie in guten Händen. Arbeitet mit dem Druiden zusammen, wie ihr es für richtig befindet."
So sagte das ihre Lehrmeister. Worte, die an dem Abend oft noch in ihrem Kopf herumschwirrten - die sie drehte und wendet und versuchte auszulegen. Aber sie wurde davon auch müde.
Godric sprach. Er sagte viel. Seine Stimme fügte sich perfekt in den stillen Ort am Wasser ein, den sie erwählt hatten. Er erklärte, dass die Unbekannte wohl Mensch und Dao zu jeweils einer Hälfte wäre. Dass sie sich nicht unter Menschen verstecken könnte. Dass sie eine ganz begabte Magierin nach Ausbildung sein könnte. Dass sie 1000 Jahre alt werden könnte. Auch, dass sie wohl eine eigene Lampe hätte, wie der Dao. Oder etwas vergleichbares. Und: Dass die Dao sie vor den Mariden schützen würden. Wenn sie gefunden werden soll, dann wäre ein möglicher Weg, dass sich Kesvinn zur Maridin begab - in Waldgeflüster. Denn sie wäre der Schlüssel für all das, da die Unbekannte ihr doch so ähnlich sah.

Der Abend wurde stiller. Nachdenklichkeit hielt Einzug. Hitzige Gedanken kamen auf. Takama erklärte, wie sie keine Bedrohung durch die Unbekannte mehr sah. Das stimmte aus Sicht der Akademie wohl. Kesvinn erklärte, dass sie nicht suchen möchte, wenn es keine Bedrohung gäbe. Es sah so aus, als würde die Sache an jenem Abend enden. Mathilda wirkte enttäuscht. Godric wiederum war überrascht, aber so richtig konnte man ihm nicht ansehen, was er dachte. Und dann: Es wurde keine weitere Zusammenarbeit mehr vereinbahrt. Es war vorbei.
Ein unbefriedigendes Gefühl stellte sich bei Takama ein. Wochenlang gönnte sie sich nun keinen Moment der Ruhe. Und während sie an der Seite von Kesvinn zurück ins Juwel ging, schweigend und eher still, wurde die Nacht mit ihrem Vollmond immer schwerer und lag wie ein Gewicht auf ihr.

 
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