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06.11.2024 13:53
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#1
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Gisella
Joined: Nov 4, 2024
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Nahezu täglich sieht man eine junge Frau auf dem Kampfplatz stehen. Die ersten Wochen hat sie vor allem ihr Langschwert nur gehalten. Lange. Vor sich, über sich, Hauptsache es berührt den Boden nicht. Wenn ihre Arme zu sehr brannten, um die Waffe noch richtig zu halten, waren als Ausgleich Laufrunden angesagt. Mit der Zeit wurde beides verbunden und das Schwert ihr ewiger Begleiter. Abseits davon scheint sie sehr zurückgezogen zu sein. Sie ist höflich und grüßt immer freundlich, vergräbt sich dann aber gleich in ihr Training. Mit den ersten Sonnenstrahlen kommt sie den Berg runter, wenn die letzten verschwinden, geht sie ihn wieder hinauf.
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09.11.2024 14:10
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#2
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Gisella
Joined: Nov 4, 2024
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Nach einigen Wochen sieht man sie nicht mehr nur mit einem Langschwert hantieren, sondern in einer vollständigen Rüstung aus Mekrit. Sie kommt immer ungerüstet den Berg herunter, alles in Taschen mit sich tragend, verschwindet im anliegenden Haus der Alchemisten, um sich dort die Rüstung anzulegen. Vollständig gerüstet läuft sie erst ein paar Runden durch die Arena, bevor sie Übungen mit Schild und Schwert vollzieht. Als würde sie gegen einen unsichtbaren Gegner kämpfen schlägt sie das Schwert in die Luft. Nicht immer ist sie ihrer eigenen Wucht gewachsen und die eiserne Klinge berührt den Boden, bevor sie den Schlag abfedern kann. Wann immer sie die Klinge nicht richtig halten kann, hebt sie den Drachenschild an, als würde sie einen gegnerischen Angriff erwarten, wenn sie einmal nicht richtig aufpasst.
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11.11.2024 15:43
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#3
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Gisella
Joined: Nov 4, 2024
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Fast jeden Morgen steht Gisella allein im verschneiten Kampfplatz. Eingehüllt in ihre grünlich schimmernde Mekritrüstung, bewegt sie sich mit vorsichtiger Kontrolle, der Helm tief über das Gesicht gezogen. Das seltene Metall ihrer Rüstung, matt gearbeitet, verschmilzt mit der winterlichen Umgebung. Nur an ihrem gefrierenden Atem, der in kleinen, silbrigen Wolken aus den Schlitzen des Helms steigt, erkennt man, dass da ein Mensch im Kampf gegen die Kälte und sich selbst steht. In der linken Hand trägt sie einen schlichten Drachenschild aus Eisen, leicht und funktional. Dieser Schild gibt ihren Bewegungen Sicherheit, ohne sie in ihrer Beweglichkeit einzuschränken. Er hebt sich kaum gegen den Schnee ab, glitzert nur ab und zu unter der Last der fallenden Flocken. Ihr Langschwert aus Mekrit führt sie mit einer Mischung aus Entschlossenheit und Vorsicht. Die Klinge ist lang und schwer, eine Herausforderung, doch sie gibt nicht nach. Bei jedem Schwung gegen ihre unsichtbaren Gegner ringen Kraft und Kontrolle miteinander. Sie hebt die Waffe mit einem Ruck, die Muskeln ihres Arms angespannt, und lässt die Klinge in einem weiten, geraden Hieb niedersausen. Die ersten Schläge sind präzise, aber nach und nach kämpfen ihre Bewegungen gegen das zunehmende Gewicht. Mit festem Griff und angespannten Schultern hält sie die Schwertspitze oben, auch wenn die Kälte das Gewicht auf ihrer Hand ruhen lässt, als hätte es sich verdoppelt. Jeder Atemzug ist sichtbar, jeder Schwung scheint von der Stille des fallenden Schnees verschluckt zu werden. Die kühle Morgenluft treibt ihre Anstrengung in weißen Dampfwolken aus dem Helm, die sich in der frostigen Atmosphäre auflösen.
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19.11.2024 21:59
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#4
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Gisella
Joined: Nov 4, 2024
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Die vergangenen Wochen haben Gisella verändert. Ihre Bewegungen wirken nun flüssiger, weniger angespannt, als würde sie mit der Kälte und ihrem schweren Langschwert Frieden geschlossen haben. Auf dem Kampfplatz erkennt man deutlich, wie sie an Präzision und Ausdauer gewonnen hat. Die Klinge aus dem grünlich schimmernden Metall scheint förmlich ein Teil von ihr geworden zu sein. Gisella führt das Langschwert nicht mehr bloß mit Kraft, sondern mit Finesse. Ihre Hiebe sind gezielt, die Bewegungen durchdacht. In einer fließenden Abfolge verbindet sie Angriffe mit eleganten Ausweichschritten. Sie nutzt die Reichweite der Klinge besser, schwingt sie so, dass sie in einer einzigen Bewegung vom Angriff in die Verteidigung übergeht. Wenn das Schwert in die Luft saust, hört man ein leises Surren, das fast wie ein Widerhall ihrer Entschlossenheit wirkt. Das Gewicht der Klinge, das sie einst zu überwältigen drohte, scheint sie deutlich besser zu beherrschen, selbst wenn die Waffe nach einem kraftvollen Hieb nach unten zieht. Mit ruhiger Präzision fängt sie das Schwert ab und bringt es zurück in die Ausgangsposition. Auch der Drachenschild ist ihr ein noch zuverlässigerer Begleiter geworden. Er hebt sich schnell und gleitet geschmeidig mit ihren Bewegungen mit, als wäre er ein natürlicher Teil ihrer Kampfroutine. Manchmal testet sie gezielt die Kombination aus Abwehr und Gegenangriff, lässt den Schild nach einem vermeintlichen Block sinken, nur um die Klinge in einem schnellen Hieb nach vorne schnellen zu lassen. Die Kälte, die sie früher noch mehr zu hemmen schien, gehört nun zu ihrem Training dazu. Der Schnee, der auf die matte Oberfläche ihrer Rüstung fällt, bleibt unberührt von ihrem Atem, der sichtbar durch die Schlitze ihres Helms tritt. Gisellas Stand ist stabiler geworden, ihre Schritte sicherer. Selbst nach Stunden in der frostigen Luft bewegt sie sich mit einer Entschlossenheit, die keine Müdigkeit erkennen lässt. Wenn die Sonne hinter den Bergen verschwindet, beendet sie ihre Übungen mit einer letzten, mächtigen Abfolge von Hieben, gefolgt von einem tiefen Atemzug. Ihre Haltung bleibt aufrecht, als sie das Schwert senkt und den Kampfplatz verlässt – eine Kriegerin, die ihre Grenzen weiter nach vorne verschoben hat.
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