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Der Fall der schwarzen Falken RSS feed
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Früchtchen


Joined: Jan 30, 2024
Messages: 3
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Ich erinnere mich nicht an das Horn.
Es muss geblasen werden, wenn Feindesblut vor diesen Mauern steht. Doch ich hörte es nicht. Nur das dumpfe Dröhnen, wie ferne Donnerschläge – und dann das Knirschen. Das Knirschen von Eis, das durch Stein kriecht.

Wir glaubten, wir wären bereit.
Die Schwarzfalkenlegion, die besten Frauen und Männer des Reichs, stand auf den Mauern. Banner wehten, Rüstungen glänzten. Ich selbst trug ein Waffenrock und ein Kettenhemd – jenes schwarze Stahlwerk, das mir mein Vater vor vielen jahren mit den Worten überreichte: „So hart soll dein Wille sein.“

Aber der Wille der Toten ist härter.

Sie kamen in der Dämmerung. Nicht als Sturm, nicht als Geheul. Sie kamen wie Kälte, die sich in die Knochen frisst, wie Schnee, der lastet, bis Balken brechen. Die ersten, die wir sahen, waren jene vermaledeiten Wandler – Skelette, doch überzogen von Eis, jeder Schritt ein Splittern, als würde das Land selbst unter ihrem Marsch zerbrechen.
Die Mauern hielten – bis sie zu atmen begannen. Ich schwöre bei Avia: Der Stein fror von innen. Risse zogen sich unter unseren Füßen, feine Linien zuerst, doch sie wuchsen. Sie wuchsen, wie die Angst in den Herzen der Männer.
Kendor von Antares stand auf dem Wehrgang, unbeweglich wie ein Denkmal. Er befahl das Feuer, und das Feuer gehorchte. Pech, Fackeln, Ölbündel – der Kälte trotzend, färbte das Feuer unsere Mauern rotl. Doch was brennt, wenn der Feind kein Fleisch hat? Was schreit, wenn der Tod längst gesprochen hat?

Die Geister kamen als nächstes.
Nicht wie in alten Märchen. Keine durchsichtigen Schemen, keine trauernden Seelen. Sie waren Rauch und Frost zugleich, wirbelnde Schatten mit Augen wie erstarrtes Wasser. Wo sie glitten, erstarb das Feuer, und Männer sanken in sich zusammen, als hätten sie nie gelebt.

Ich befahl den Rückzug in den Kern der Festung. Doch Befehl ist nur so viel wert wie der Atem, der ihn trägt.
Rogal von Helmbrecht hielt den Ostgang. Ich sah ihn im Gefecht – sein Zweihänder, ein göttlicher Taktstock, spielte das Lied der Erlösung. Seine Paladine sprachen ihre Gebetsworte noch einstimmig. Ihre Stimmen hallten, als wollten sie den Himmel selbst herunterreißen. Doch der Himmel blieb stumm.
Als die Mauer fiel, war es nicht mit Krachen. Kein heroisches Ende. Die Steine zerbröselten, sanft, wie Sand in der Hand.
Dann kam der Moment.

Athros, Kronprinz, Thronerbe, Sohn des Reiches – und doch nichts weiter als ein Mann inmitten der Fäulnis. Ich spürte das Gewicht des Siegelrings, den mein Vater mir aufgedrückt hatte. „Führe. Niemals fliehe.“

Aber ich floh.
Oder besser: Rogal floh für mich.
Er riss mich aus dem Mahlstrom, blutig, zerschrammt, sein Schild ein Leuchtfeuer aus Stahl. Ich wehrte mich, schwor, zu bleiben, doch seine Worte schnitten härter als jedes Schwert: „Dein Tod nützt niemandem. Dein Leben ist der Schwur des Reiches.“
Der Durchbruch gelang – dank ihm. Dank jenen, die blieben.

Der alte Trosschmied war da. Humpelnd, fluchend, mit nichts als einem rostigen Beil und diesem sturen Blick, den nur die kennen, die zu oft für andere das Schwert geschliffen haben. Zwei Reiter mehr – keine Helden, keine Ritter. Doch sie trugen mich durch die Nacht.
Ich weiß nicht, wie lange wir ritten. Die Stadt des Glanzes erschien wie eine Illusion – golden, fern, doch lebendig. Lebendig.
Rogal fiel im Hof der Festung. Ich hörte sein letztes Gebet nicht. Aber ich trage es mit mir.
Die Festung der Schwarzfalken ist verloren.
Aber ich lebe.
Und solange ich atme, ist das Reich nicht gefallen.
Moritar Damark

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Joined: May 21, 2015
Messages: 16
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Das Feuer knackte und warf flackernde Schatten der Anwesenden auf die Stadtmauer. Die Luft roch nach Pferdeschweiß, kalter Erde und dem Rauch des Feuers. Kein weißer Nebel mehr... Kein kalter Dunst, nur Nacht.
Moritar saß draußen vor der Stadt des Glanzes auf einem Baumstamm vor dem Wasser.
Neben ihm lag das stumpfe Beil, das er in der Eile in der Festung ergriffen hatte, und der rissige Schild, den Rogal van Helmbrecht, der Paladin, ihm in den Werkhallen zuwarf mit den Worten: „Schmied, du bist mit uns.“
Keine Frage. Kein Befehl. Eine Feststellung.

„Da hätte er mir auch ein Blatt Papier geben können, der Hund“, murmelte er knurrend mit Blick auf den Schild.
Rogal war derjenige, der ihn aus dem Südtor der Festung schubste mit den Worten: „Ein Reich braucht Opfer, alter Mann“, hatte er gesagt. „Heute bist du keins davon.“
Danach drehte sich Rogal lachend um und ging dem Kampf und gleichzeitig seinem Ende entgegen, damit sie fliehen konnten.

„Dieser Haudegen ging doch im Ernst lachend dem Tode entgegen“, ganz kurz musste er schmunzeln, bevor sich seine Miene wieder verhärtete.

Sein Kampf zuvor hingegen war das nackte Überleben gewesen, keine Kunst oder Finesse, aber sein Schlag hatte die Wucht von den tausenden Hammerschlägen zuvor, die das Metall formten.
Er strich mit den Fingern über den rissigen Schild, das den Schlag eines eisigen Toten abhielt, und das rostige Beil, welches dessen Knochen zermalmte.

Dann starrte er auf das Fragment eines Helms in seiner anderen Hand, mit Verzierungen und einer Gravur, das er ständig drehte.
Er wusste, welchem Krieger dieses Fragment einst als Helm zum Schutz diente, so oft hatte er die Teile der Rüstung oder des Schilds ausgebessert und die Verzierungen wieder nachgebildet.
Einer der Männer, mit denen er noch am Abend zuvor getrunken hatte. Noch immer versuchte er zu verstehen, was er gesehen hatte und was da geschehen war.

Einer der Reiter, ein Jüngling, der mit ihm entkommen war, hatte sich zu ihm gesetzt, nachdem sie den Prinzen abgeliefert hatten. Er reichte Moritar einen Krug Wein mit zittrigen Händen und sagte:
„Ihr wart der Letzte, der den Hof durchquert hat. Ich dachte, ihr fallt noch, mit eurem hinkenden Bein, dem rostigen Beil und dem rissigen Schild.“

Moritar nahm den Krug mit einem dankenden Nicken. Trank einen Schluck. Dann sagte er:
„Und doch kam ich davon, Rogal sei Dank.“
Dann hob er den Becher im Gedenken an den Paladin, und der Reiter tat es ihm gleich.

Dann sah er zum Reiter auf und fragte: „Ist der Prinz wohlauf? Und wie viele Männer haben es geschafft zu entkommen?“
Jener zuckte nur mit den Schultern, da er selbst nicht zurückblickte auf der Flucht von der Festung und keine Ahnung hatte, wer wo oder was entkommen war.

Der Reiter fragte zögerlich: „Ihr wart bei den Werkhallen, als es begann, oder?“
Der Schmied nickte nur.
„Ich hab’s gerochen, noch bevor ich’s gesehen hab“, sagte er dann. „Nicht Feuer. Nicht Blut. Das war... das war wie ein Hauch, der nichts hinterlässt. Nur das Wissen, dass etwas falsch ist.
Und dann war es da... Weiß, das sich über die Mauern legte, nein, es kroch durch den Stein... ich kann es nicht erklären. Kein Schnee. Etwas anderes. Etwas Kaltes, das mehr war als Winter.“
Der Reiter schwieg. Was sollte man darauf schon sagen? Und Moritar erzählte weiter:
„Der Amboss vibrierte. Kein Schlag, kein Hammer. Nur... Zittern. Und das Werkzeug an der Wand, das Metall in den Truhen – es hat mit ihm gezittert. Metall zittert nicht. Es kennt keine Angst. Aber da in diesem Moment... hatte es welche. Ach, ich kann es nicht erklären“, beendete er den Satz und schüttelte ungläubig den Kopf.

Er sah ins Feuer. Die Glut spiegelte sich in seinem blinden Auge wie ein Geist, der nicht gehen wollte.
„Ich habe Männer gesehen, die ich kannte. Ihre Schwerter geschliffen. Ihre Helme ausgebessert. Geschichten gehört, Wunden verbunden. Und dann... sind sie gefallen. Am Anfang nicht im Kampf. Sie sind einfach... gefallen.
Als hätte man ihnen das Leben Faden für Faden gezogen. Und dann kamen die eisigen Toten und haben sich den Rest geholt.“

„Die Feste ist gefallen, was bleibt uns jetzt noch?“ sprach der junge Reiter ratlos.
„Die Feste ist gefallen, das mag sein, aber das Reich und seine Bürger noch nicht. Wir müssen alle zusammen an einem Strang ziehen, wenn es so weit ist. Bald werden wir uns auf den Kampf oder gar einen Krieg vorbereiten müssen. Du bist noch jung, vergnüg dich solange mit Wein und Weibern, bis wir neue Befehle erhalten. Wer weiß, wie lange du noch Gelegenheit dazu hast“, sagte Moritar und leerte seinen Krug.
Er blickte auf Schild und Beil hinab. „Und euch hauche ich neues Leben ein, auf dass ihr mir weiter gute Dienste leistet“, murmelte er so leise, dass das Knacken des Feuers die Worte verschluckte.
Rao


Joined: Mar 22, 2015
Messages: 13
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Die Festung lag in der Kälte der Nacht. Es war ruhig in der Wollgrasebene, als sich zwei Reiter dort näherten. Noch war kein Beobachtungstrupp stationiert, sie waren rechtzeitig.
Mit dunkler Robe die eine Gestalt. Mit dunkler Rüstung die andere.

Die Aufgabe hatte ihre Tücken. Seine Helferin war dann nach einer Weile aber doch erfolgreich. Sie konnten ein Gespenst durch ein Portal in den vorbereiteten Kerker locken und dort verwahren.
Als Rao letztendlich vor jene Kerkergitter trat begann eine Zeit der Analyse. An diesem stillen Ort, an dem weder Temperatur noch sonstige Vorgänge die Forschung beeinträchtigen sollten, begann er seine Arbeit. Ein erster Eintrag in ein Forschungstagebuch wurde erstellt.


Gespenster gehören insgesamt eher zu den mächtigeren Untoten.
Anders als die typische Geisterscheinung, ist das Gespenst hier kein körperloses Wesen, sondern hat durchaus einen funktionierenden Anteil an untoter (oder besser toter) Masse. Die typische Funktionsweise des ehemaligen Körpers ist jedoch eingeschränkter als es bei den meisten anderen körperlichen Untoten der Fall ist.
Das vorliegende Gespenst hat gefrorene Körperanteile. Es liegt eine gewisse Starrheit vor. Der Antrieb durch negative Essenz sorgt für etwaige funktionstüchtige Arme und vermutlich auch für funktionstüchtige Wahrnehmung. Peripher wird, aufgrund der fehlenden Beine, eine Art der Levitation aufrecht erhalten, die jedoch nicht für eine Flugfähigkeit sorgt, sondern lediglich als eine Art Beinersatz fungiert. Wie üblich bei Untoten dieser Art, kann hier von einer gewissen Menge an Ektoplasma ausgegangen werden, um den Effekt der Überbrückung zur negativen Essenz zu bewerkstelligen.
Unklar ist, wie unter Umständen der Vereisung die Funktionalitäten tatsächlich gewährleistet werden. Der Konservierungseffekt ist unbestritten, doch eigentlich scheint es als er unpraktikabel im Hinblick auf tatsächliche motorische Gegebenheiten.

Verworfene Ansätze
Bindungsanalyse - weder ist es im Moment ratsam eine Ortsbindung dieses Wesens zu untersuchen, noch eine persönliche.
Die Ortsbindung dürfte durch die Siegel des Silberreifens unterbrochen werden.
Hingegen ist eine Personenbindung nur mittels eines Geistwesens analysierbar. Man darf davon ausgehen, dass eine Person, die Kontrolle auf dieses Gespenst ausübt, mehr als gewachsen gegen eine solche Art der Ausspähung sein würde und ein Verlust eben jenes Geistwesens durch Bannung wäre unerwünscht aufgrund dessen Werts.

Angestrebte Ansätze
Zerstörung - eine Analyse der Schwachstellen wäre wünschenswert. Verrottung durch übliche Methoden scheint durch die Vereisung kein gangbarer Ansatz. In Betracht gezogen wird Feuer, elektrische Ladung und Essenzentzug.
Wiederherstellung - ein eher schwieriger Ansatz. Hinzufügung und Bindung weiterer negativer Essenz könnte bei genug Aufwand zur Wiederherstellung eines Bewusstseins beitragen. Doch erscheint der Zugriff auf ein Gedächtnis vielleicht riskant und auch nur zu einer geringen Wahrscheinlichkeit erfolgversprechend. Weiterhin ist der Aufwand sehr hoch und die allgemeine Erfolgswahrscheinlichkeit einer Wiederherstellung ist absolut abhängig vom verwendeten Ritual und der Anzahl potentieller Helfer. Möglicherweise müsste sogar ein Pakt in Betracht gezogen werden.
Randnotiz: Eine Analyse der Schwachstellen könnte die Problematik für eine Wiederherstellung naturgemäß verschärfen, die beiden Ansätze sind diametral.


Hier endete der erste Eintrag. Es gab bereits erste Dinge zu bereden.
 
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