[Logo] Scherben der Vergangenheit
  [Search] Search   [Recent Topics] Recent Topics   [Hottest Topics] Hottest Topics   [Top Downloads] Top Downloads   [Groups] Back to home page 
[Register] Register /  [Login] Login 

Wo das Licht verweilt – Taricks Weg zwischen Feuer und Gnade RSS feed
Forum Index » Kaiserreich
Author Message
Tarick Logart

[Avatar]

Joined: May 21, 2025
Messages: 4
Offline
Tarick … Jünger Avias – wandernder Diener des Lichts

Es war nicht der Klang von Glocken, der Tarick rief. Auch kein flammendes Zeichen am Himmel. Es war schlicht ein Brief – das Siegel aus Wachs kein unbekanntes, getragen von einem müden Boten, überreicht im Schankraum der Taverne in der Stadt des Glanzes.

Tarick Logart, 55 Winter zählend, von kräftigem Wuchs und klarer Stimme, war gerade dabei gewesen, die Haut eines Goblins zu begutachten. Seine rauen Hände – Hände, die einst Pflug und Spaten geführt hatten – waren noch leicht vom Blut der Kreatur gerötet.

Er wirkte nicht wie ein Priester der mächtigten Kirche des Kaiserreichs. Eher wie ein Bauer, der zu viele Bücher gelesen hatte. Oder wie ein Veteran, dem das Kämpfen nie ganz verging.

Tarick stammte von einem abgelegenen Hof im Norden. Seine Mutter, eine Nordländerin mit klarem Blick, denselben eisblauen Augen wie er und einem viel zu frühen Tod, hatte ihm die Schultern und Statur eines Kriegers sowie das Gemüt eines stillen Beobachters vererbt. Er blieb bis zu seinem etwa 30. Lebensjahr auf dem Hof, bis eine Reihe von Verlusten – Menschen, die ihm lieb und teuer waren – ihn vor die Tore des Klosters führte.

Nicht weil er etwas suchte. Sondern weil er etwas verloren hatte, das nur im Licht Avias wiederzufinden war.

Im Laufe der Jahre wurde Tarick zu einem ungewöhnlichen Priester: einem, der mit Schaufel und Stab ebenso segnete wie mit Feuer und Gebet. Er heilte, speiste, kämpfte. Sein Glaube war keine Pose, kein Werkzeug, kein Mittel zur Macht. Er war Teil seines Blutes. wenn man Worte über ihn vernahm wahren es meist welche wie:

„Er bringt das Licht mit sich – nicht in blendender Pracht, sondern wie eine Laterne, wenn man nachts nach Hause geht.“

„Er schlägt nicht zuerst. Aber wenn er es tut, dann bleibt von der Finsternis nichts.“


Und nun… nun las er den Brief, ein Schreiben der ehrwürdigen Hohepriesterin Arane Sonnenglanz überbracht von einem Boten der Kirche an all deren Mitglieder gerichtet und auch jene die es werden wollen.

Er zog sich in eine ruhige Ecke der Taverne zurück, legte ihn neben sich und schlug sein Tagebuch auf – ein unscheinbares Stück Leder, alt und speckig vom vielen Gebrauch. Mit ruhiger Hand schrieb er:


„Es ist wieder Zeit, aufzubrechen.

Die Festung ist gefallen. Die Schwarzfalken – zerschmettert.
Rogal von Hellbrecht: tot, aber nicht gebrochen.
Und nun ruft uns die Kirche zurück. Heim.

Ich spüre, wie es in mir arbeitet. Kein Zorn. Kein Hass.
Nur diese alte, brennende Glut – die, die Avia einst in mein Herz legte.

Ich bin kein junger Mann mehr. Meine Hände kennen den Spaten, wie den Stab oder den kupfernen Kriegshammer.
Ich habe Brot geteilt, Kranke geheilt und untote Gebeine erlöst.

Doch nun… soll ich wieder das Feuer entfachen.
Zur Reinigung von allem Bösen.

Ich nehme meinen Stab. Ich nehme meine Segen.

Und ich gehe.

Für Avia.
Für das Licht.
Für Rogal – und für jene, die nicht mehr beten können.“


Er schloss das Buch, nahm den Brief mit sich und trat hinaus in die feuchte Kühle des Abends. Die Laternen warfen goldenes Licht auf das Pflaster, irgendwo klirrte Geschirr, Kinder lachten in der Ferne.

Tarick setzte seinen alten, braunen Leinenhut auf, richtete sich den kornblumenblauen Baumwollumhang, nahm seinen silbernen Priesterstab zur Hand und strich andächtig darüber in seinen blauen Augen loderte das Feuer seines Glaubens – ehe er den ersten Schritt tat.

Zurück zum Kloster.
Zurück ins Herz der Kirche.
Zurück in den Kampf gegen das Dunkel, das wortwörtlich erneut seine kalten Finger nach der Welt ausstreckte.
Tarick Logart

[Avatar]

Joined: May 21, 2025
Messages: 4
Offline
Tarick war in den Norden gereist und hatte den Boten voraus geschickt.

Als er endlich ankam, stand er im fahlen Licht des Hafens, der Bote noch vor ihm, das Pergament in Händen und das Siegel des Bärenclans noch ungebrochen. Die salzige Luft trug den Geruch von kaltem Holz und nassem Tau. Als er das Schreiben entgegennahm, entrollte und zu lesen begann, kräuselte sich seine Stirn langsam.

Worte, hart wie Stein. Kein Willkommen, keine Freude über die angebotene Hilfe.

Ihm war klar gewesen, dass man ihn hier nicht jubelnd empfangen würde – aber diese Antwort …


"Na, das wird wohl eine eher schwierige Aufgabe. Die haben gerade wohl andere Sorgen, als sich mit der Kirche rumzuschlagen", murmelte er mit einem Seufzen.

"Verständlich"
, fügte er an, dann wandte er sich dem Boten zu und fragte ihn freundlich nach dem Weg zur Taverne.

Dort bestellte er sich einen Met und setzte sich an einen der Tische.

Aufgrund seiner Größe – die eher in den Norden passte – und der Robe der Kirche aus dem Kaiserreich musterten ihn viele mit schiefem Blick, es wurde getuschelt.

Es dauerte nicht lange, bis einer der Einheimischen sich zu ihm gesellte – der Ton nicht gerade herzlich:


"Was willst’n du hier? Dich hat hier keiner eingeladen, oder?"

Tarick blickte mit seinen eisblauen Augen ruhig auf, seine Stimme freundlich, sein Lächeln warm.

"Ich wurde geschickt, um zu helfen. Von meinem Orden. Ich habe gerade eine Nachricht erhalten, die mir in klaren Worten sagte, dass dies nicht das Kaiserreich sei und euer Glaube ein anderer."

Er hielt inne, seufzte leise und fuhr dann fort:

"Das ist mir bewusst. Und ich bin nicht hier, um meinen Glauben zu verbreiten. Ich bin hier, um zu helfen, das ist meine Aufgabe. Wenn jemand Hilfe annimmt, werde ich mein Bestes geben.
Ich bin auch hier, um zu lernen. Etwas über eure Kultur. Sie ist schließlich auch ein Teil meiner eigenen, meine Mutter stammte aus dem Norden. Von der Größe her komm ich wohl eher nach ihr."


Er nahm einen großen Schluck Met, hob dann das Horn leicht.

"In Zeiten wie diesen sollten alle Völker an einem Strang ziehen oder nicht? Die Welt steht in Flammen... nein sie friert wohl eher ein und wir sollten einander helfen, wo immer wir können.
Aber bevor ich zur Eiszapfenhalbinsel aufbreche … genehmige ich mir noch den ein oder anderen Met. Könnte ja mein letzter sein, man weiß ja nie. Leiste mir doch Gesellschaft, erzähl mir was über euer Volk, eure Bräuche. Vielleicht kann ich dann besser helfen … oder zumindest besser verstehen."


Der Einheimische runzelte die Stirn, schnaubte und meinte schließlich:

"Bist’n komischer Bruder … aber wenn du die erste Runde zahlst, und die nächste auch, kann man vielleicht darüber hinwegsehen, dass du von da Mitte kommst … mal schaun …"

Der raue Ton wurde nun etwas sanfter, da Tarick eindeutig nicht auf die Provokation einging.

So kam es, dass Tarick mit einem der Einheimischen ins Gespräch kam. Er hörte von den Bräuchen, von der Schicksalsweberin, aber nur einen groben Umriss. Dann hörte er von der Hochlandburg.

Vieles war nur Hörensagen, vieles blieb vage. Die meiste Zeit wurde getrunken, auf die Schulter geklopft, gelacht und es fielen Worte in Dialekten, die Tarick manches Mal rätseln ließen.

Aber es war ein Anfang.

Ein, zwei, vielleicht gar drei Tage verbrachte er in der Stadt, bevor er aufbrach zur Eiszapfenhalbinsel.

Der Weg war lang und kalt. Zwar hatte er sich ein wenig an das Klima gewöhnt, doch die Kälte kroch ihm nach wie vor in die Knochen.

Er jammerte nicht. Er ging weiter. Machte Halt, versuchte mit den Menschen zu reden, half, wo Hilfe gewünscht war, was seltener der Fall war, als er gehofft hatte.

Immer wieder fragte er sich, was das Kaiserreich oder die Kirche hier einst getan hatten, um solches Misstrauen zu säen. Doch was geschehen war, konnte er nicht ändern.

Also ließ er Taten für sich sprechen. Heilte, wo er durfte. Nährte, wo man seine Hand annahm. Mit einem Lächeln. Mit freundlichen Worten und Zuspruch. Mit Geduld.

Aber ohne den Leuten seinen Glauben aufzuzwingen, auf Fragen antwortete er mit Vorsicht, aber dem Lichte treu. Denn er wollte helfen, nicht bekehren.

Er gewöhnte sich an die rauen Dialekte, wenn auch nur langsam, und musste oft nachfragen, was gemeint war.

Doch Tarick war gekommen, um zu bleiben, um zu helfen, solange man ihn ließ.
Solange er irgendwo gebraucht wurde.
 
Forum Index » Kaiserreich
Go to:   
Mobile view
Powered by JForum 2.8.3 © 2023 JForum Team • Maintained by Andowson Chang and Ulf Dittmer