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Einige Tage später kommt ein Bote aus dem Norden und sucht nach Kesvinn. Er wird ihr schlicht sagen, dass Runa ausrichten lässt: Kommt bald, sonst bin ich weg. Danach verschwindet er gleich wieder zum Schiff.
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Auf dem Tisch vor dem Zimmer im Lsnghaus findet sich ein Schriftstück an. Auf der Nachricht, die eindeutig nicht von Runa geschrieben wurde, liegt ein Zettel mit ihrer Handschrift.
Deine Entscheidung. Gib mir Bescheid.
Runa
Darunter liegt die Nachricht aus der Wüste.
https://uo-elantharil.de:8443/forum/posts/list/15/560.page
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Ein Bote überbringt Aelia eine Schriftrolle von der Hexe. Er wird sie suchen, bis er sie findet. Vom Langhaus in der Stadt am Rande der Welt bis zum Bärendorf und genauso hartnäckig betont er auch die Wichtigkeit der Nachricht.
Hey
Wichtige Neuigkeiten:
- Amin ist bei Lykke, sie ist nicht mehr in Lebensgefahr. Weitere Schritte müssen noch geklärt werden.
- Bezüglch der Erstattung seiner Kosten für Behandlung, Reise und Aufenthalt habe ich Amin an dich verwiesen, vorerst legt er aus. Er wird sich entweder selbst an dich wenden oder ich überbringe dir am Ende eine Rechnung.
- Die vollständige Verzauberung des Speers ist nicht unmöglich, es gibt einige Theorien, denen ich nachgehen kann.
- Laut Amin wirkt der Speer oder der Vorfall um Lykke an sich auf mich ein. Vorsichtshalber verstaue ich ihn im Labor, nachdem ich ihn Alvhit zeigte.
- Godric weiß um Lykke bescheid.
Runa
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Hey,
hab ihn getroffen und grob aufgeklärt. Er lässt sich noch einen Mantel machen, die Schneiderin war da. Hab ihm gesagt, dass wir seine Kosten wegen Kleidung und Reise tragen, damit du Bescheid weißt.
Er muss noch ein paar Besorgungen machen, deswegen reise ich weiter zu Issam. Sollte sich ihr Zustand ändern, schick einen Boten und er reist sofort an. Sonst bringe ich ihn mit, wenn alles beisammen ist.
Ich hoffe es ist alles gut bei dir.
Runa
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Mit dem nächsten Schiff, dass aus dem Norden kommt, reist ein Bote an, der nach Issam sucht. Er überreicht ihm dann eine Schriftrolle. Von da Hex. Sagt er kurz und verschwindet wieder.
Hey!
Ich müsste mit dir mal über Ereon sprechen. Wärst du dazu bereit? Lass mich wissen ob und wann ich dich besuche kann.
Runa
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Bevor Runa das Schiff betritt, reicht sie einem Bogen noch eine Schriftrolle. Bringst zu Aelia. Sag ihr ist von Runa. Kurz sieht sie dem jungen Nordmann noch nach, dann betritt sie das Schiff zur Stadt des Ganzes.
Hey,
ich reise erst zu Amin und kläre ihn auf. Falls er gleich aufbrechen will, geb ich ihm ein Schreiben mit, dass man ihn zu Lykke lässt. Falls er noch etwas Zeit zum vorbereiten braucht, reise ich erstmal nach Dengra. Ich habe deinen Speer bei mir und werde mit Rao über ihn reden, vielleicht weiß er, was zu run ist.
Falls wir uns die Tage nicht sehen, ich werde Issam noch schreiben und um ein Treffen bitten. Vielleicht weiß er ja noch etwas wichtiges.
Halt die Ohren steif und lass mich wissen, wenn etwas passiert!
Runa
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Der Sumpf roch nach fauligem Wasser und Pilzen, schwer hing die Luft zwischen den Mangroven. Runa setzte sich auf eine breite Wurzel, die wie ein schiefer Balken aus dem Morast ragte. Vor ihr die Kristallkugel, daneben das Buch, das Johann ihr gegeben hatte. Schon geschlossen ließ es ihre Schläfen pochen, dumpf und nagend, wie ein Zwang, der ihr den Atem nahm. Als einzige Quelle des Lichts diente, wie viele Male zuvor, die kalte Fackel mit dem blauen Feuer.
Zuerst nahm sie den kleinen Zweig, den sie vorbereitet hatte. Mit ruhiger Hand schälte sie den oberen Teil völlig leer, glättete die Oberfläche des nun hellen Holzes, während ihre Stimme das Mantra wiederholte:
„Du bist leer, doch bist du es nicht. Du sagst viel, doch schweigst du. Du bist WYRD.“
Immer wieder, bis nichts als nackte Fläche auf dem Zweig zu sehen war. Eine leere Rune, das Fehlen von Zeichen, als Zeichen selbst. Sie legte den Zweig vor die Kugel, in leiser Hoffnung dies würde Seethis oder seine Anhängigwr gwsprächiger, wohlgesonnener machen.
Dann öffnete sie ein Fläschchen und ließ die selbstgemischte Säure auf den sumpfigen Boden tropfen. Ein scharfes Zischen, ein beissender Geruch, der den Moder für einen Moment verdrängte. Nicht alles vergoss sie, einen Rest ließ sie in der Flasche und somit neben der Kugel stehen. Zuletzt zog sie den Dolch, ritzte ihre Handfläche und legte die blutige Hand auf das kalte Glas.
„Seethis.“
Sein Name hing wie schwerer Nebel in der Luft.
„Ich muss wissen, ob du es bist, der mir Bilder zeigte. Wenn du es warst, gib mir mehr.“
Stille, nur das leise Blubbern im Wasser.
„Warum suchst du Kontakt zu mir?“
Ihre Finger verkrampften sich auf der Kugel.
„Hängt es mit Adelis zusammen? Oder Nordwind?“
Ihre Stimme war rau, fast gepresst.
„Geht es um die Prophezeiung?“
Ein Wort, das sie kaum aussprach, als fürchte sie es selbst.
Dann schwieg sie. Lange. Ihr Blut zog feine Schlieren auf dem Glas, während das Buch neben ihr dumpf zu pulsieren schien, lautlos, aber unübersehbar. Sie starrte in die Kugel, die nur ihr eigenes Spiegelbild zurückwarf.
So verharrte sie, Hand auf dem kalten Glas, während der Sumpf atmete – offen für Antwort, oder für Schweigen.
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Nicht lange nachdem Harek gegangen war, tauchte Runa am Rande des Lagers auf. Die Späher mochten es zuerst für ihre normalen Gänge zwischen Tal und Dorf gehalten haben, doch waren die Abstände, in denen sie sie sehen konnten, zu kurz um diese Wege zurückzulegen. Es wird zwangsläufig auffallen, dass sie immer in der Nähe bleibt. Ihre Wege führen nach und nach näher an das Lager heran. Ungewohnt ist, dass sie nicht gläsern klimpert, auch nicht, als sie nahe genug ist, dass man sie nuscheln hören kann. Wenn sich dann irgendwann ein Eisläufer erbarmt und sie anspricht, egal wie schroff, zuckt sie erst zusammen, schaut wie ein scheues Reh und verharrt an Ort und Stelle. Einen tiefen Atemzug später allerdings spricht sie deutlich.
Sag'm Harek, dass ich auf 'ne Einladung warte!
Sie wendet sich dann direkt zum Gehen ab, doch nach wenigen Schritten dreht sie sich noch einmal um.
Und 'ne Entscheidung!
Danach geht sie schnellen Schrittes wieder ins Tal zurück.
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Eine ordentlich versiegelte Nachricht findet ihren Weg an Aelias Tisch.
Hey
Ich habe mit Harek gesprochen. Wir müssen das Gesagte auswerten.
Das wichtigste zuerst:
Er kann seine Situation sehr gut einschätzen.
Er ist sich über seine Stärke und die seiner Männer bewusst, aber kann ihre Schwächen auch gut verstehen.
Eine Beseitigung wird dir nur schaden.
Ein Thing kann - egal welcher Ausgang - nachhaltig negativ enden.
Überlege dir ein Angebot, durch das er eine Position erhält, sodass er vor den Eisläufern einen guten Stand behält.
Ich werde diesem Schreiben schnellstmöglich folgen.
Runa
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Auf dem Tisch liegt ein Zettel, damit er nicht wegfliegen kann, steht ein Glas darauf. Es ist leer.
Gib Paps ma' bescheid, welche Teile du aus Steinbeißer hast und was fehlt.
Runa
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Der Boden war härter, als sie gehofft hatte – aber nicht gefroren. Zwischen knorrigen Wurzeln und moosigem Grund fand sich ein Fleck, den das Eis noch nicht für sich beansprucht hatte. Nicht direkt sichtbar. Ein stiller Ort, abgeschieden, als hätte er auf sie gewartet.
Runa kniete nieder, die Schaufel in der Hand – ein Werkzeug, das ungewohnt schwer in ihren Fingern lag. Ihre Hände waren nicht gemacht für Arbeit dieser Art, nicht für Erde unter den Nägeln, Blasen an den Handflächen. Aber sie grub. Langsam, unbeholfen, stoßweise. Und ihr Atmen wurde lauter, je tiefer sie kam.
Alvhits Worte hallten in ihr nach.
Das Gleichgewicht.
Ein Wort, das sie mochte. Weil es still war. Weil es nichts forderte, nur Maß. Wie in der Alchemie:
Zu viel, und es verzehrt. Zu wenig, und es bleibt kraftlos. Nur wer das rechte Maß kennt, erschafft etwas von Wert.
Bin ich im Gleichgewicht?
Der Gedanke traf sie kalt, aber nicht hart. Sie fragte sich das oft in letzter Zeit. Ob sie noch auf dem Weg war, oder schon wieder ein Stück davon entfernt. Die Rune. Ihr Gelübde. Sie hatte lange darüber nachgedacht. Zerstörung war es nicht, was sie wollte. Und doch war da Kraft. Etwas in ihr, das brannte. Nicht wie Rao. Nicht wie Alvhit. Nicht wie irgendwer. Aber vielleicht ein Teil von allem. Sie drückte die Zähne aufeinander, als der Spaten auf Stein traf. War es tief genug? Aber weitergraben ging nicht. Sie holte die Scheite hervor. Kiefernholz, schlicht. Mit Erinnerungen daran, was war – und was noch kommen sollte. Behutsam legte sie sie in das Grab. Ein winziges Ritual. Keine Worte. Nur ein letzter Blick. Dann fiel die Erde zurück, und mit ihr alles, was nicht mehr gebraucht wurde.
Runa blieb noch einen Moment. Stützte sich auf die Schaufel. Der Atem dampfte in der kalten Luft. Ihr Blick wanderte zu den Bäumen, in deren Ästen der Wind flüsterte. Vielleicht war das Gleichgewicht nicht etwas, das man fand. Vielleicht war es etwas, das man hält. Jeden Tag aufs Neue.
Sie drehte sich nicht um, als sie ging.
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Auf dem Tisch liegt ein Zettel, damit er nicht wegfliegen kann, steht ein Glas darauf. Es ist leer.
Auf dem Weg zum Tal laufe ich sofort in Kundschafter. Den Bergkamm verlassen, ohne gesehen zu werden, ist ohne Magie nicht möglich. Sie hatten Bögen bei sich.
Runa
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Der Sturmwolf war gekommen, und mit ihm das Rudel. Fremde, Verstoßene – und doch waren sie es, die den Platz gesäubert hatten, an dem sie Schuld hatte.
Sie sprachen von Führung, von Stärke, von Anspruch. Aelia knurrte, Harek bellte, und alles, was Runa hörte, war ein Schwanzvergleich mitten in einer Welt, die längst zu erfrieren drohte.
Sie stand dabei. Aber fühlte sich sinnlos. Aelia hatte alle Hände voll zu tun, und Runa war da – mehr nicht. Sie war ein Schatten an der Seite jener, die lauter waren. Kräftiger.
Der Norden stirbt.
Das Eis wird kälter.
Und sie streiten.
Nicht um Hoffnung. Nicht um Rettung.
Sondern um die Krone eines zerfallenden Reiches.
Mit jedem Wort, das Harek sprach, verschwand ein Stück Licht aus ihrer Sicht. „Auserwählt vom Sturm?“ – Und wenn schon. Der andere? Wahnsinn in Fleisch. Sie wollten führen. Aber selbst wenn sie die Eisuntoten besiegten – was dann? Barbaren kennen nur Kampf. Nur Tod. Sie würden sich nicht niederlassen. Nicht leben. Nicht heilen. Nichts von dem, was gesagt wurde, klang wie ein Ausweg. Jeder Vorschlag war nur ein neuer Weg in den Abgrund.
Und Runa?
Wieder stand sie am Rand.
Wieder war da nichts, das sie tun konnte.
Keine Rolle, kein Platz, kein Zweck.
Das Wissen darum kam wie ein Brecher – und sie griff zum Met. Sie trank selten. Alkohol war Verschwendung. Aber heute… Heute zählte das nicht. Heute war der Gedanke an Alchemie zu weit weg. Ein Glas. Dann noch eins. Noch bevor sie atmete, war der dritte Becher leer. Als sie wieder zu denken begann, war sie längst auf dem Schiff. Und sie trank weiter. In der Hoffnung, die Gedanken würden endlich schweigen.
Dann saß da Kesvinn.
Ein Wirbel aus Stolz, Sturheit und einer seltsamen Zerbrechlichkeit.
In einem Satz wirkte sie wie eine uralte Weise – im nächsten wie ein törichter Frosch.
Kein Raum für andere Sichtweisen. Aber auch keine Haut, die viel aushielt.
Und Rao.
Was sollte sie von ihm denken? Hass? Liebe? Beides? Nichts? Alles? Er war da, wie immer. Und wie immer zu viel.
Sie sprachen. Vielleicht. Worüber? Runa wusste es nicht mehr. Vielleicht war es nie wichtig gewesen.
Die Welt drehte sich. Langsam. Dann schneller. Dann wurde es schwarz.
Und still.
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Feine Nebelschleier zogen sich durch das Gras, schienen selbst das Blinzeln schwerer zu machen. Runa öffnete die Augen, langsam, wie durch Wasser. Ihre Finger ruhten noch immer an der Pieke, als hätte sie sich nicht bewegt, nicht geatmet – als sei die Nacht einfach nur stehen geblieben.
Ihr Atem hinterließ kaum Spuren in der feuchten Luft.Und doch spürte sie ihn – so flach, so leise, wie etwas, das man heimlich tut.
„Wenn du nicht fragst,“ murmelte sie leise, „bleibt alles still.“
Der Nebel legte sich auf ihre Haut, feucht wie ein Versprechen, das nie ausgesprochen wurde.
Runa erhob sich nicht. Aber sie beugte sich vor, ganz leicht, näher zur Kugel, als lausche sie einem Traum, der sich an ihre Gedanken heftete.
Vielleicht war das der erste Schritt.
Nicht das Fragen.
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Lange saß sie da, starrte ins Nichts. Rao Worte hallten nach. Was würde Lykke von ihr denken, wenn sie nach ihrem Blut früge? Der Gedanke nagte an ihr, langsamer als Angst, leiser als Scham – aber stetig.
Das Gras unter ihr war feucht vom Tau der Nacht, nur die Kugel lag vor ihr, stumm und spiegelglatt, als könne sie ihre Gedanken hören, aber nicht deuten.
Runas Finger glitten über den Schaft der Pieke. Fast zärtlich, als wolle sie sich daran erinnern, wofür sie steht – oder wofür sie stand.
Wie sollte sie es erklären?
Dass es nicht Gier war, nicht Macht, nicht einmal Notwendigkeit?
Nur diese eine Möglichkeit, ein Weg durch das Dickicht aus Fragen, durch das Schweigen des Glases, durch das, was sie nicht verstand.
Sie hatte gelernt, im Tal zu schweigen.
Doch nun waren es nicht Worte, die sie zurückhielt – sondern Blicke, die sie sich vorstellte. Verwunderung. Fremdheit. Misstrauen.
Sie schloss die Augen.
Die Kälte war da, aber sie störte nicht. Sie war ein Teil von ihr geworden, wie die Stille, wie die Kugel, wie die Gedanken, die sie nicht mehr losließen.
Es war kein Zögern. Kein Plan. Kein Entschluss.
Nur ein Moment. Ein Moment, in dem Runa nicht wusste, ob sie etwas verlieren würde, wenn sie fragte – oder wenn sie es nicht tat.
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