| Message |
|
|
Nach einer Weile kommt auch eine Antwort dazu zurück.
Shalea,
derzeit bin ich gut versorgt. Es ist lediglich die Kälte, die meine Möglichkeiten einschränkt.
Mir fehlt es tatsächlich weniger an Geräten, die besorgbar wären. Auch nicht am Essen tatsächlich.
Abseits hiervon geht es mir gemischt gut: Ich trage einen gewissen Ärger in mir.
Schatten und Wasser Luna,
ich kehre bald wieder zurück.
Amin
|
 |
|
|
Amin lässt bei Tholf eine kurze Nachricht hinterlegen.
Ich stelle mich dem und stimme zu. Amin
|
 |
|
|
Shalea Aelia,
derzeit führte eine Reise mich ins Kaiserreich.
Zwar mag dies unüblich sein und wir lernten uns auch nicht unbedingt tiefgreifend kennen, doch bewirkten wir in der kurzen Spanne unserer Zusammenarbeit dennoch etwas, wovon unsere beiden Völker einst und immer noch profitierten.
Die Zeiten haben sich geändert. Ich sah Dinge, sie waren obskur, teils grotesk, doch auch wunderschön.
Vielleicht ist dies eine einmalige Gelegenheit für mich ein letztes Mal in meinem Leben große Reisen anzutreten. Mir ist bekannt, dass der Norden viel durchleidet dieser Tage. Und ein jeder Südländer überlegt sich so eine Reise zweimal natürlich, doch hätte ich Interesse anzureisen. Ich würde sogar meine Dienste anbieten, doch vor allem möchte ich sicherstellen, dass meine Anwesenheit nicht zu Problemen führt. Denn das wäre nicht in meinem Sinne.
Ein Bote könnte mich beim Alchemisten Largon in der Kaiserstadt erreichen.
Mögen eure Ahnen über euch wachen, egal wie die Antwort lauten wird.
Amin al-Farabi,
Meisterheiler
|
 |
|
|
Im Juwel kommt ein Schreiben an, das an Takama zugestellt werden soll. Es soll darin folgendes zu lesen sein.
Shalea Takama,
ich bin derzeit im Kaiserreich, in der Stadt, bei Largon dem Alchemisten. Ich benötige jedoch ein paar Dinge aus meinem Zelt und müsste auch etwas mit euch bereden.
Könntet ihr anreisen und im Regal mit meinen Vorräten - das nördlichste - alle Salbengläser und den Theriak mitnehmen?
Natürlich vergelte ich diesen Gefallen entsprechend.
Schatten und Wasser,
Amin al-Farabi
|
 |
|
|
An der Bank im Juwel, aber auch im Zelt liegt jeweils eine Nachricht für Luna parat.
Darin steht:
Shalea Luna,
pack bitte deine Sachen und reise ab. Ich mache etwas ähnliches, ich muss das Juwel verlassen.
Es sind ein paar Dinge passiert, die ich hier nicht niederschreiben kann und möchte. Halte Abstand von der Statthalterin.
Es kann gefährlich werden, deshalb warte nicht darauf mich im Juwel zu treffen. Wir reden im Kaiserreich bei dir. Ich muss dort unterkommen zunächst.
Amin
|
 |
|
|
An Issams Serai wird am Gitter ein weisses Tuch festgebunden. Es ist unscheinbarer als das erste und tiefer, näher am Sand.
Wird es entfernt, dann wird klar, dass hier eine Nachricht eingenäht ist.
Papier im Stoff. Sie lässt sich entfalten.
|
 |
|
|
Die Abendluft über dem Juwel war still, aber schwer - das lag an den extrem seltenen Regenfällen hier im Juwel, von denen tatsächlich gerade einer niedergegangen war. In dem abgeriegelten Raum der Akademie knisterte bereits etwas, bevor die ersten Ventile geregelt wurden.
Takama kontrollierte ein letztes Mal die Einstellungen. Die acht Regler standen exakt so, wie Amin es auf das Pergament gezeichnet hatte, symmetrisch und spiegelbildlich. Die Tanks mit der positiven und der negativen Essenz schimmerten, grün links, violett rechts. Amin empfand es in diesem moment als schön, ästethisch, fast beruhigend.
Amin setzte sich in Stuhl, Kupferketten klirrten um ein Handgelenk, der Helm aus leitendem Kupfer wurde statt des Turbans fest auf seinem Kopf angedrückt. Seine Augen waren offen - er empfand keine Angst und keine Nervosität, stattdessen war er konzentriert. Als hätte er sich selbst auf ein Schachbrett gesetzt.
„Wenn du etwas spürst, das sich nicht mehr wie... du selbst anfühlt“, sagte Takama bestimmt, „gib mir ein Zeichen.“
Amin sprach stoisch. „Du wirst es merken.“
Dann nickte er. Er verstand, dass Takama nach all ihren Erlebnissen nun eher zur vorsichtigeren Sorte Mensch gehörte. Sie hatte kurz versucht ihm das alles auszureden, aber Amin war am längeren Hebel. Aus seiner Sicht zumindest. Bildlich.
Takama aktivierte die Maschine indem sie oberhalb des Stuhls das Ventil für den Durchfluss öffnete. Der Kreislauf schloss sich.
Ein tiefer Ton, kaum hörbar, lief durch den Boden. Die Tanks begannen zu pulsieren. Erst langsam, dann synchron wie zwei Herzen, die in entgegengesetzter Richtung schlagen. Grüne und violette Lichter flackerten auf, tanzten entlang der Kupferleitungen, erreichten den Helm.
Amin zuckte nicht. Doch die Kristalle hinter ihm begannen zu glühen. Der erste links grün, der zweite rechts violett. Sie begannen zu flackern. Das Flackern ergab Muster. Takama erkannte unabhängige Regelmäßigkeiten. Die Muster überlagerten sich.
Sie hielt den Atem an. Die Messung begann? Sie zweifelte. Was sollte das alles bringen?
Sie sah durchaus die Zeichen, die Amin beschrieben hatte: Die Kristalle wechselten ihre Farben in abgestimmtem Rhythmus. Der zentrale Würfel vibrierte leicht und auf seiner Oberfläche bildeten sich musterhafte Linien, ähnlich den verschlungenen Wegen auf alten Karten. Sollte er das?
Und dann verrutschte etwas. Nicht außen, sondern innen.
Takama blinzelte und die Farben der Kristalle begannen, ihre Umgebung zu verschlucken. Das Grün war nicht länger Licht, es wurde zu Gefühl. Das Violett war keine Essenz, sondern eine Berührung. Der Raum flackerte, als hätte jemand einen Schleier über die Welt gezogen. Für einen Atemzug lang war alles zweifach.
Sie stand noch immer da. Aber sie sah auch, wie sie neben Amin stand. Oder in ihm. War er gerade verantwortlich?
Die Maschine vibrierte, aber nicht regelmäßig wie ein Gerät. Sie atmete. Und mit ihr... Takama selbst.
Amin zuckte, minimal nur. Und im selben Moment spürte sie Wärme der Berührung an ihrer Haut, obwohl niemand sie berührte. Ihre Haut wurde taub, aber nur dort, wo der Raum sie nicht berührte, den sie nun seltsam überlagerte. Als würde etwas Fremdes durch die Kupferleitung nicht nur zu Amin fließen, sondern auch zu ihr zurück.
Ihre Finger kribbelten. Die Luft schmeckte nach Metall und Mohn.
Dann: Ein Puls. Keine Essenz, sondern ein Impuls durch das eigene Fleisch. Als würden ihre Nerven mit Amin verbunden. Sie fühlte keinen Schmerz, aber einen beunruhigenden regelmäßigen Schlag. Etwas wie ein geteilter Herzschlag, leicht prickelnd und elektrisch.
Und in diesem Moment sah sie ihn an... und er sie. Was eigentlich nicht möglich war in der Richtung in die sie blickte saß er nicht. Sie waren in diesem Moment nicht wie Menschen. Sondern wie Strukturen. Wie ein Gespinst, aus Licht und Spuren, verschränkt, verwoben. Für einen Wimpernschlag lang war Takama nicht Erde und Amin nicht Fleisch, sie waren etwas Gemeinsames. Zwei Pole eines einzigen Feldes. Zwei Körper in einem Zwischenraum.
Sie fühlte eine ungeahnte Leichtigkeit und eine Woge an Gefühlen: Stärke, Grenzenlosigkeit, Klarheit und Freiheit.
Wie ein Zittern durch ihr tiefstes Inneres. Wie eine Sehnsucht, die niemand haben wollte.
Takama stieß den Atem aus. Sie wusste nicht, ob vor Panik, Macht oder Lust. Ihre Wahrnehmung richtete sich auf den Störfaktor in diesem System:
Ein Riss lief durch den violetten Tank. Nur ein Haarriss, aber Takama spürte es, bevor sie es sah. Die Luft wurde trocken, der Boden darunter zuckte. Die negative Essenz flackerte unregelmäßig. Kein leises Leuchten mehr, sondern Zucken, wie bei einem Muskel unter einem falschen Impuls.
„Amin?“ Ihre Stimme war zu laut, zu klar.
Er antwortete nicht.
Die Kristalle begannen, zu vibrieren. Der violette wurde dunkler. Ein feiner Ton - metallisch, disharmonisch - schnitt durch den Raum. Der Würfel vibrierte nicht mehr, sondern war fest und still. Die Essenz brannte sich sichtbar in die Kupferdrähte. Rauch. Da war kein Feuer, sondern ein Flimmern, als würde die Luft sich winden.
Amin war völlig still. Aber seine Augen... waren blassblau. Entrückt.
Dann kam das, was Takama nie erwartet hätte.
Der Boden selbst bewegte sich.
Sie kannte Erdbeben in der Wüste, aber sowas war das nicht. Es war mehr organisch. Die Halzplanken unter der Maschine begannen, sich zu wölben, als würden sie zurückweichen. Die Essenz war zu stark. Sie drang ein, wollte sich entladen, fand keinen Ausweg. Eine Verzerrung der Realität oder des Elements war ihre Vermutung.
Und Takama versuchte weiter zu fühlen, wie mit einem Ruf. Die Webung der Erde, das Zittern des tiefen Gesteins. Der Raum war aus Sandstein gebaut... und in diesem Moment hörte sie ihn. Nicht mit den Ohren, sondern mit ihrer Gabe.
Sie streckte eine Hand aus. Fingernägel in der Luft, Handfläche nach unten. Ihre Stimme stimmte sich in den Ton ein.
Der Gesang war instinktiv: die Sprache der Elemente. Ihre Füße lösten sich vom Boden, nur einen Moment. Der Boden darunter zog sich zusammen, steinerne Dornen, kontrolliert, stiegen an den Seiten der Maschine auf und drückten sich gegen die Tanks, um sie zu stabilisieren.
Ein letzter Impuls. Die Kristalle zuckten auf, dann war nur noch Stille.
Amin atmete nicht.
Takama rannte nach vorn. Der Helm rauchte. Die Kupferketten waren kalt.
Sie beugte sich zu ihm. Wollte ihn rufen. Und aus seinem Mund kam keine Stimme, sondern ein einzelnes tonloses Wort, das sie nicht verstand. Dreisilbig.
|
 |
|
|
Amin sah etwas perplex auf das Stück Papier und dann auf den Beutel mit Werkzeugen, den ihm Takama da gelassen hatte.
Er zog die Brauen zusammen und entschied abzuwarten. Auch wenn sie es nicht schrieb, musste es doch wohl heißen, dass sie anreisen würde. Was sonst?
|
 |
|
|
Shalea,
es ist wahr. Im Moment bin ich angehalten nicht auszureisen, doch eher aufgrund der Umstände, die hier befürchtet werden.
Es besteht weiterhin Bedarf an Ginseng und auch an Mohn besteht immer konsequent Bedarf.
Ich denke aber, dass sich die Umstände relativ schnell ändern werden und ich nach einem kurzen Besuch bei Leon anreisen werde.
Schatten und Wasser bis dahin,
Amin
|
 |
|
|
Bei Luna liegt in ihrer Wohnstube am Tisch ein Zettel. Darauf steht:
Ich muss mich um einen Patienten im Juwel kümmern. Ich kehre wieder zurück.
Amin
|
 |
|
|
"Ich werde in wenigen Stunden ins Juwel reisen.
Amin"
Mehr scheint er nicht als Antwort nach Dengra gesendet zu haben. Der Bote wird direkt nach Kesvinn Ausschau halten.
|
 |
|
|
Grüße Luna,
ich bestätige hiermit eine mögliche Fortführung der Abmachung von dereinst. Ein Zehnt wäre angemessen. Ich denke, auf die Schnelle können mögliche konkrete Bedarfe nicht ermittelt werden.
Dennoch wäre es interessant Alkohol aus Konsumgründen verfügbar zu haben. Selbst wenn es lediglich kleinere Mengen wären. Gefäße für einen Austausch wären im Juwel vorrätig.
Schatten und Wasser,
Amin al-Farabi
|
 |
|
|
Es wird ein Schriftstück an Runa Rondberg überstellt. Es enthält folgenden Inhalt.
Shalea Runa Rondberg.
Im Falle einer jenen, welche sich selbst den Namen Feuerfee erwählte, möge nun innerhalb dieser Mitteilung, welche gleichsam sowohl als Gutachten, als auch diagnostisches Zeugnis einer Untersuchung und Behandlung, gelten kann, eine potentielle Handlungsempfehlung und auch Prognose bezüglich einer möglichen sicherheitsrelevanten Tätigkeit durch die meine Person, Amin al-Farabi, gegeben werden.
Es wurden entsprechende Eingriffe vorgenommen und kostspielige Behandlungen durchgeführt, derer Ziel die Ergründung und diagnostische Feststellung der Ursache einer potentiellen retrograden Amnesie war. Hinweise deuten auf vorhandene prozedurale Erinnerungen hin, obgleich eine Einordnung - das Erinnern an komplexe Formeln sei hier als Beispiel angeführt - zu einem Teil sogar eher überprozedural wäre. Die retrograde Ausprägung ließ sich nicht mittels eines differentialen Ansatzes eindeutig auf ein geistiges oder körperliches Trauma als Auslöser zurückzuführen. Unüblich war die dissoziative Störung, ein Hinweis auf einen emotionalen Faktor, die entgegen der temporalen Ausprägung der retrograden Amnesie vorhanden war. Für ein physisches Trauma stand jedoch die, bereits als überprozedural betitelte, semantische Störung, die sich als nichtkonstant im Laufe der persönlichen Entwicklung auszuprägen schien.
Wegen unentscheidbarer Symptomatiken, wurde eine inversive Behandlung durchgeführt, um möglichst beide Ursachen parallel zu behandeln.
Es wurde eine gezielte Verbesserung der Ausgangslage erreicht.
Eine erhöhte Aufmerksamkeit kann somit sichergestellt werden, sozial kann prognostiziert werden, dass Schädigung Anderer geringfügiger ausfällt als zuvor. Gesprächspartner werden geringeren Belastungen ausgesetzt als zuvor. Es ist zudem Selbstreflektion erkennbar und von einer leicht über dem infantilen Maß liegenden Vernunft kann ausgegangen werden.
In der Folge bescheinige ich hiermit eine Unbedenklichkeit in Bezug auf eine Lehrlingstätigkeit. Zu einer Ausbildung rate ich, da Unwissenheit die größere Gefahr mittlerweile bedeutet.
Mögen die Ahnen mir die notwendige Weisheit für diese Entscheidung verliehen haben,
Amin al-Farabi, Heiler und Statthalter des Juwels der Wüste
|
 |
|
|
Die Nachricht liegt geöffnet auf dem Tisch. Und auf der Nachricht liegen verpackte Fläschchen und Salbentiegel.
|
 |
|
|
Amin scheint die Nachricht gelesen zu haben, da sie verschwunden ist. Etwas später wurde er im Heilerhaus gesehen und angeordnet haben, dass ein Transport in die Höhle der vielen Gesichter stattzufinden hat.
|
 |
|
|
|
|