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01.05.2025 13:54
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#1
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Lykke Ratatoskr
Joined: May 1, 2025
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Der Wind rüttelte an den schweren Holzbalken über dem Ratskeller, als wolle er selbst Einlass erzwingen. Draußen peitschte der Regen, doch in den dicken Mauern des alten Versammlungsraums flackerte nur träge das Feuer in der eisernen Schale. Der Tisch in der Mitte – grob gezimmert, die Oberfläche von Jahren des Streits und der Planung zerkratzt – war leer, bis auf Lykkes Hände, die darauf ruhten.
Ihre Fingergelenke waren noch immer blutverkrustet. Nicht alles davon war ihres. Der Weg aus der Hochlandburg war kurz gewesen – aber zu lang für manche, die zurückblieben.
Ein dumpfer Husten drang aus dem Nebenraum. Eirikur. Kein Aufschrei, aber auch kein Laut der Besserung. Lykke richtete sich auf. Ihre Augen lagen tief im Schatten ihrer Wangenknochen, doch ihre Stimme war klar, als sie sich an den Krieger wandte, der mit einer Fellschulter an der Tür stand.
„Brynjar. Du nimmst dat Nordross un ritt zu da Eiszapfenhalbinsel.“
Er nickte sofort, wartete auf mehr.
„Du wirst Aelia von dat Bärenclan finnen. Sag ihr, dat ik sie hier brauche. Nicht irgendwann. Jetzt. De Norden hat keen Schild mehr.“
Brynjar zog kurz die Brauen zusammen. „Und wenn sie fragt, wer ruft?“
Lykke trat näher, bis der Schatten des Feuers über ihr Gesicht tanzte. „Sag ihr, dat Lykke ruft. Tochter des Blutes, Zeugin des Falls der Hochlandburg.“ Eine Pause. Dann fügte sie mit leiser, fester Stimme hinzu: „Un dat ik ihr was anbieten kann – wenn sie bereit ist.“
Brynjar musterte sie. Für einen Moment war nur das Knacken des Holzes zu hören. „Und wenn sie es nicht ist?“
„Dann stirbt dat Volk de Unerschrockenen zwischen twee Wintern. Un keener wird mehr unseren Namen in de Wind schreien.“ Brynjar verneigte sich knapp, warf sich einen Mantel über und verschwand durch die schwere Tür hinaus in den Regen, der sich mittlerweile mit Schnee mischte.
Lykke blieb einen Moment stehen, blickte in die Flammen.
Dann drehte sie sich um – zurück zu Eirikur, zurück zur Schwärze, die sich zwischen Hoffnung und Untergang spannte.
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04.05.2025 21:42
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#2
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Aelia
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Joined: Jun 21, 2015
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Ein Bote wandert durch die Dörfer. Er führt eine Liste ist wohl der Schreibens mächtig. Er trägt ein Siegel mit sich, das des Bärenclans.
Er wird nach und nach folgende Worte an jedes Mitglied der Clangarden verlesen:
"Die Hochlandburg ist gefallen, Das Heer des Nordens ist gefallen.
Unser Volk ist fast ohne Schutz.
Aelia vom Bärenclan, ermächtigt durch die Hochlandburg, fordert eure Schilder und Äxte in dieser Stunde.
Wir sind die Unerschrockenen.
Wir holen uns die Hochlandburg wieder.
Wir bringen die Feinde zum Erzittern.
Wir sind die letzte Linie, die unsere Familien beschützt.
Nennt euren Namen, um dem neuen Heer des Nordens unter Aelias Führung zu dienen."
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03.06.2025 23:02
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#3
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Lykke Ratatoskr
Joined: May 1, 2025
Messages: 4
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Es schien ein wenig so als konnte Godric in die ganze Situation ein wenig mehr Frieden bringen. Die Nächte blieben kurz auch wenn es sowohl Lykke als auch Eirikur etwas besser ging. Über ihnen Schwebte nachwievor der Tod bereit jenen mitzunehmen der ihn begrüßt wie einen alten Freund.
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07.06.2025 15:47
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#4
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Godric
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Joined: Jun 9, 2017
Messages: 12
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Tage und Nächte wechselten. Launisch war der Iuachar, doch an eben jenem Tag, war der Nebel schon früh am Tag einem klaren Himmel und der Sonne gewichen.
Es kam eine Gruppe Waldläufer in der Stadt am Rande der Welt an. Sie marschierten im Halbkreis hinter Godric. Schaulustige, Kinder, waren am Rande des Wegs, als sie in einer langsamen Prozession bei der Ratshalle ankamen. So ein Spektakel war selten. 2 Männer und eine Frau gingen mit einer Trage aus zwei starken Holzbalken und einen festen Seilgeflecht in den Ratskeller während der Rest der Truppe inklusive Godric vor der Tür warteten. Sie wechselten Worte mit Lykke, die darüber wohl eher gemischte Gefühle hatte.
Nach einer halben Stunde war der Abtransport im Gange. Eirikur lag auf der Barre und wurde getragen. Lykke hatte ihren Kopf über ihn gebeugt, er schien zu reden, doch von den Schaulustigen konnte niemand etwas verstehen. Godric stand am Rande der Szene und wühlte in seinem Bart. Auf Befehl von ihm nahm die Prozession eine Formation ein und begann sich wieder in Bewegung zu setzen. Zurück blieb Lykke. Der entschlossene Blick Godrics nahm so manchen Nordländer auf dem Weg Richtung Hain ein. Ohne Zweifel: Man brachte Eirikur, den Clanältesten, verletzt und auf einer Barre liegend, kränklich und geschwächt, durch das komplette Dorf in den Hain. Die Menschen raunten sich Worte zu. Es war an diesem Tag, als ihnen gewahr wurde, dass nun die Anführerin des Bärenclans die Macht in ihren Händen bündelte.
Und eben jene erhielt noch am Tage dieses Abtransports von Godric eine mündliche Nachricht, die von einem der Kinder vorgetragen wurde, das die Prozession angesehen hatte. Er hatte das Blatt einer Eiche an seinen Wams und erhielt mit Verweis darauf vortritt im Langhaus des Bärenclans. Er wird das folgende sagen: "Ey soll dir vom Godric dem Druiden sagen, dass Eirikur so krank is, dass er ihn innen Hain mitgenommen hat. Nur die Macht im Hain is stark genug, sagt er, dass de Eirikur geheilt wird. Wenn Zeit findest, red mit sei Tochter."
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11.06.2025 15:18
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#5
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Lykke Ratatoskr
Joined: May 1, 2025
Messages: 4
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Einige Tage verstrichen und Lykke, die wieder geplagt von Albträume kaum schlafen konnte und unaussprechliche Gedanken hatte, lief durch das Dorf von früh bis ganz spät versuchte die Bürger zu beruhigen. "Erikur wird zurück kommen. Godric wird dat packen." Fragen zu sich selbst umging sie. Gerüchten widersprach sie vehement. "Wenn de allet schwarz sehn willst tu dat, doch bringt dich dat net weiter. Kümmer dich mal drum dat dein Laden läuft und deine Kinder wat zu essen haben." Sie wurde teilweise regelrecht belagert, als rauskam wer sie ist. Dieser Umstand trieb sie in noch größere Unruhe und sie machte sich auf um mit Aelia zu sprechen.
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17.06.2025 17:01
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#6
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Aelia
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Joined: Jun 21, 2015
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An die Wachmannschaft der Stadt am Rande der Welt ergeht folgende Order, die mit der Bärenkralle aus Asche auf Leder gesiegelt ist.
An die Befehlshabenden der Wolfswacht,
gemäß Ratsbeschluss und unter meinem Banner:
Die angekündigten Sprengungen sind unverzüglich durchzuführen.
Ziel ist die dauerhafte Unpassierbarkeit folgender Routen:
- Der westliche Pass zur Wolfsstadt
- Der nördliche Pfad entlang des alten Friedhofs
Ihr kennt die Standorte. Ihr kennt das Verfahren.
Sichert den Rückzug. Legt die Zündfolgen wie besprochen. Keine Verzögerung.
Dies ist ein taktischer Schritt. Wer fragt, warum wir Wege verschütten, soll wissen: Wir entscheiden, wo der Feind marschieren darf.
Meldung nach Abschluss.
Für das Land. Für den Norden.
Aelia vom Bärenclan
Ratsführerin der Nordlande
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17.06.2025 21:44
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#7
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Sir Said
Staff Elantharil
Joined: Dec 14, 2014
Messages: 322
Location: Technik
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Der Schnee lag schwer auf den Pfaden, als die Männer des Wolfsclans sich an die vorbereiteten Stellen begaben. Sie waren nur viele Atemwolken im schwachen Frost und das Knirschen ihrer Stiefel auf vereistem Gestein.
Der erste Trupp, drei Männer mit dunklen Wolfsmasken, erreichte den westlichen Pass zur Wolfsstadt bei Morgengrauen. Die Sonne war nicht mehr als ein matter Schein hinter den Wolken, als sie die Flaschen an den Felsspalten setzten. Rotviolette Flüssigkeit, verkorkt, wurde in vorbereitete Ritzen geschoben - der Abstand war wichtig für die Kettenreaktion.
Keiner sprach. Die Arbeit war bekannt, geübt, notwendig. Und... nunja, vorsichtig sollte man auch sein.
Ein kurzer Pfiff, dann Stille.
Der Fels donnerte. Es war nichts am Bersten, sondern ein führte zu einem tiefen Grollen, als würde der Berg selbst seufzen. Dann stürzten die Massen – eine kontrollierte Lawine aus Stein, Erde und Schnee. Der Pass war verschlossen. Endgültig.
Der zweite Trupp arbeitete zeitgleich am Pfad vom alten Friedhof. Hier war der Schnee tiefer, die Bäume schwer beladen vom Schnee und schief wie vergessene Grabwächter. Auch hier: präzise Sprengpunkte, gezielte Ladung, minimale Verzögerung.
Die Felswand löste sich mit kalter Eleganz, wie ein Messer, das durch altes Fleisch glitt. Der Zugang war binnen Sekunden unter Tonnen von Schutt begraben.
Die Männer schwiegen.
Doch einer, der letzte, ein älter Wachmann namens Gjafvaldr, blieb einen Moment länger stehen. Er blickte in den Nebel aus Schnee und Gestöber, der sich langsam in die Bresche legte, als hätte der Berg selbst einen Vorhang gezogen. Seine grausträhnigen Brauen zogen sich über seinen Augen zusammen und die Stirn bildete Furchen.
Etwas war da.
Geräuschlos. Ohne Schatten.
Aber das Gefühl, dass etwas blickte... nicht aus der Höhe, sondern von unten. Von dort, wo nun Fels und Frost lagen.
Gjafvaldr sog scharf die Luft ein, aber sagte nichts.
Er zog die Maske tiefer ins Gesicht und ging.
Hinter ihm senkte sich der Nebel.
Und etwas im Wind lauschte.
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